In Schwerin soll eine bronzene, 3,50 Meter große Lenin-Statue unter Denkmalschutz gestellt werden. Sie zählt zu den größten Monumenten, die im Norden der DDR im öffentlichen Raum errichtet wurden. Neben dem Schweriner Lenin sind dies die 1977 errichtete, neun Meter hohe Bronzeplastik in der Gedenkstätte revolutionärer Mastrosen in Rostock und das überlebensgroße Standbild Ernst Thälmanns von 1962 an der Promenade am Sund in Stralsund. Diese beiden sind erhalten und jeweils als eingetragene Denkmale geschützt. Gegen die Unterschutzstellung Lenins regt sich Widerstand: Historiker, Opferverbände und Vertreter von Gedenkstätten kritisieren das Vorhaben in einem offenen Brief. Sie fordern einen anderen Umgang mit dem 40 Jahre alten Kunstwerk. Lenin habe ein totalitäres System begründet, das auf Gewalt, Unterdrückung und der systematischen Vernichtung politischer Gegner beruhte, heißt es im Brief. Die Unterzeichner kritisieren, dass bei der Schutz-Entscheidung die Opfer-Perspektive zu wenig berücksichtigt worden sei. Allein in Schwerin seien von 1950 bis 1953 von einem sowjetischen Militärtribunal mehr als 100 Todesurteile verhängt worden.
Die Brief-Unterzeichnerinnen und Unterzeichner betonen, dass sie „Geschichte nicht entsorgen“ wollten. Sie regen an, die Lenin-Statue mit Pflanzen überwuchern zu lassen oder sie im Innenhof des ehemaligen KGB-Gefängnisses in Schwerin aufzustellen. Zu den Unterzeichnern des Briefs zählen unter anderem der Publizist Ilko-Sascha Kowalczuk, die Schriftstellerin Grit Poppe und Dieter Dombrowski, Bundesvorsitzender der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft. Die Lenin-Statue des Bildhauers Jaak Soans (*1943) in Schwerin-Mueßer Holz wurde 1985 anlässlich des 825-jährigen Stadtjubiläums errichtet. Anders als die meisten sozialistischen Denkmale wurde sie nach 1990 nicht demontiert, sondern mit einer Erklärungstafel versehen. „Nach der politischen Wende von 1989/1990 ist der Lenin in Schwerin nach und nach von einem Symbol der Herrschaft der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) und ihres Machtanspruches zu einem Erinnerungszeichen für einen untergegangenen Staat geworden. Als letztes im öffentlichen Raum erhaltenes Denkmal seiner Art und aufgrund seiner besonderen Eigenart weist das Schweriner Lenin-Denkmal hohen historischen Zeugniswert auf. Es besitzt damit ein nationales Alleinstellungsmerkmal als Dokument für die Geschichte der DDR“, heißt es im Denkmalgutachten. (db, 3.11.25)
Schwerin, Lenindenkmal 2025 (Bild: Landeshauptstadt Schwerin, Michaela Christen)

