Wie heute bekannt wurde, ist der Architekt Gottfried Böhm gestern im Alter von 101 Jahren verstorben. Geboren wurde er am 23. Januar 1920 in Offenbach. Nach Kriegsende arbeitete der ausgebildete Architekt und Bildhauer gemeinsam mit seinem Vater, dem Baumeister Dominikus Böhm. Als erstes eigenständiges Werk gilt die Kölner Kapelle “Madonna in den Trümmern” (St. Kolumba, 1947/57, erweitert 2007 von Peter Zumthor zum Diözesanmuseum). Es folgten über die Jahrzehnte betonplastische Ikonen wie der Mariendom in Neviges (1968) oder das Rathaus in Bensberg (1972). Nicht zuletzt setzte er mit seiner Frau, der Architektin Elisabeth Haggenmüller (1921-2012) und seinen Söhnen Stephan, Peter und Paul erfolgreich die künstlerische Familientradition fort.
Schon lange genoss Gottfried Böhm in Fachkreisen hohes internationales Ansehen: 1986 etwa erhielt er den renommierten Pritzker-Preis. Doch selbst seine Kirchen blieben nicht völlig verschont von Schließung und Umnutzung: Das Gesamtkunstwerk St. Ursula in Hürth-Kalscheuren (1956, mit Dominikus Böhm) wurde 2006 profaniert, dient heute als Kultur- und Ausstellungsraum. In Bochum wurden gleich zwei seiner Gottesdiensträume geschlossen, in Oberhausen diskutierte man die Aufgabe der Klosterkirche Zu unserer Lieben Frau (1957). In den vergangenen Jahren wurde das Böhm’sche Werk zunehmend erforscht und gefeiert. Zu seinem 100. Geburtstag etwa wurde der Architekt, trotz Corona, mit den unterschiedlichsten Veranstaltungen geehrt. (kb, 10.6.21)
Neviges, Mariendom (Bild: Seierseier, CC BY SA 2.0)