Das Museum für Geschichte der Stadt Graz zeigt aktuell und bis zum 6.10.24 eine Ausstellung über Leben und Werk des russisch-österreichisch-israelischen Architekten Karl Ilbing-Israelson (1886–1981). Nach der Emigration aus Dwinsk/Dünaburg im Russischen Reich begann Ilbing 1906, unter bürgerlichem Namen Karl Israelson, sein Architekturstudium in Graz. Aufgrund der politischen Bedingungen der Zeit konnte er dieses erst 1923 abschließen. Der anwachsende Antisemitsimus in Österreich machte ihm die Etablierung als Architekt in Graz nicht leicht, es war dieser Hintergrund, der ihn zur Änderung seines Nachnamens auf Ilbing veranlasste. Es gelang ihm, in Graz einige Bauten, insbesondere Geschäftsgebäude wie die Kaffeerösterei Hornig in der Sporgasse oder das Schuhhaus Spitz in der Herrengasse, zu realisieren. 1934, nach zehn Jahren selbständiger Tätigkeit, emigrierte der Architekt mit seiner Familie nach Haifa, in das Palästina der britischen Mandatszeit, um wiederum eine neue Existenz aufzubauen. In Haifa sind unter anderem mehrere mehrgeschossige, komfortable Wohnhäuser auf dem Karmelberg nach seinen Plänen entstanden.

Seit 2023 wird nun in Graz das Werk Ilbings aufgearbeitet und 2024 der Öffentlichkeit präsentiert. Die Recherchen in Israel und Österreich führte ein Forschungsprojekts der TU Graz, Institut für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften, unter der Leitung von Antje Senarclens de Grancy und Waltraud P. Indrist durch. Die nun zu sehende und auf dem Forschungsprojekt basierende Ausstellung zeigt insbesondere Fotografien, Zeichnungen und Korrespondenzen, die aus dem in Israel aufgespürten Nachlass des Architekten stammen. Das gleichzeitig im Open Access-Format erschienene Buch „Karl Ilbing, Ein Architekt in Graz und Haifa„, hrsg. von Antje Senarclens de Grancy im Verlag der Technischen Universität Graz, beleuchtet erstmals das Werk von Karl Ilbing-Israelson und stellt damit ein neues Puzzleteil im Facettenreichtum der Architekturmoderne dar. (pk, 10.7.24)

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