Bad Neuenahr kann als Kurort überregionale Bekanntheit für sich beanspruchen. Und auch baulich hat das Städtchen in Rheinland-Pfalz Einiges zu bieten. Seit der Entdeckung einer Heilquelle in den 1850er Jahren entwickelte sich eine einzigartige Kuranlage, die stetig erweitert wurde. Die Grundlage schuf eine Planung des renommierten preußischen Garten- und Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné. Auch das 20. Jahrhundert drückte der Anlage architektonisch ihren Stempel auf.
Als die Formen der Moderne andernorts bereits als “Kulturbolschwewismus” gebrandmarkt wurden, entstanden hier in den 1930er Jahren nach Plänen des Architekten Hermann Weiser die sog. Große Trinkhalle mit drehbarer Musikmuschel und die Wandelhallen in ebendieser Formensprache. Abgesehen von der Musikmuschel genießen sie jedoch keinen Denkmalschutz und sind derzeit akut vom Abriss bedroht. Bereits 2018 hatten sich der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, ICOMOS Deutschland, der Bund Heimat und Umwelt in Deutschland, die Bürgerinitiative Lebenswerte Stadt und die Technische Hochschule Köln mit einem Appell gegen den Abriss gestemmt. Nun erneuert der Rheinische Verein sein Anliegen, abermals unterstützt durch prominente Unterzeichner, in einem offenen Brief an die Stadt, namentlich an den Bürgermeister Guido Orthen. Denn am 29. April 2019 soll der Stadtrat über die künftigen baulichen Maßnahmen und damit auch für (oder hoffentlich gegen) den Abriss entscheiden. Der offene Brief votiert zugunsten eines vorlaufenden Sanierungsgutachtens, bevor unwiderrufliche Entscheidungen getroffen werden. Noch ist Zeit und Gelegenheit für ein kluges Votum zugunsten der eigen Kurtradition mit ihren erhaltenswerten Bauten. (db/kb, 27.4.19)
Den vollen Wortlaut des offenen Briefs können Sie hier einsehen.
Bad Neuenahr, Kuranlage (Bild: Axel Hausberg)