“Blühende Stationen” hieß das 120 Meter lange Relief von Otto Herbert Hajek am Mannheimer Postbahnhof. Das 42.000 Quadratmeter große Areal mit 1970er- und 1980er-Gebäuden wird derzeit komplett beräumt. Die postmodernen (sic!) Bauten, darunter die Hajek-Kunst, weichen travertinschwangerer Investorenarchitektur. Erst nachdem die Öffentlichkeit davon erfuhr, entwickelte sich eine Diskussion über die Erhaltung der Reste. Zuletzt ging es gerade noch um zwei dreiteilige Wandelemente des farbig bemalten Betons, die bisher verschont blieben.
Die von der Stadt befragte Kunsthalle Mannheim sei zu dem Ergebnis gekommen, dass sich das Ensemble in einem schlechten Zustand befinde und gerade durch die abrissbedingte “Herauslösung aus seinem architektonischen Zusammenhang” nicht mehr den Absichten seines Schöpfers gerecht werde. Das Regierungspräsidium Karlsruhe habe auf Nachfrage der Stadt bestätigt, dass die Kunstwerke nicht als Kulturdenkmale im Sinne des Denkmalschutzgesetzes ausgewiesen werden könnten, so Baubürgermeister Lothar Quast. Otto Herbert Hajek, der in den 1970er Jahren Vorsitzender des Deutschen Künstlerbunds war und ab 1980 als Professor an der Akademie der Bildenden Künste Bildhauerei unterrichtete, hatte das Relief “Blühende Stationen” 1971 im Auftrag der Deutschen Post geschaffen. Es galt als sein umfangreichstes Werk. Nun werden auch die letzten Elemente zugunsten zeitgenössischer Einheitsarchitektur abgeräumt. (db, 23.4.16)