Der Architekt Ernst Zinsser stand lange – zu Unrecht – im Schatten seiner nachkriegsmodernen Berufskollegen wie Friedrich Wilhelm Kraemer oder Dieter Oesterlen. Doch der Diplom-Ingenieur Hartmut Möller entwickelte schon vor geraumer Zeit ein besonderes Faible für die Architektur dieses unterschätzten Baumeisters. Als Chronist hat er im Laufe der vergangenen Monate Fotos der Zinsser-Bauten in Hannover angefertigt. Während dieser Arbeiten kam er in Kontakt zu vielen derzeitigen Eigentümern und Nutzern, die ihm auch seltene Einsichten ins Innenleben dieser Architekturperlen erlaubten.
Die im Rahmen der Veranstaltungsreihe “ArchitekturZeit 2016” entstandene Ausstellung mit eben jenen Fotografien versteht sich als Hommage an einen Planer, der das Stadtbild Hannovers in den 1950er-Jahren entschieden geprägt hat. Sie konzentriert sich auf sieben Bauwerke anhand von Gesamtansichten, Fassadendetails und Innenraumbildern. Die ergänzende Begleitpublikation deckt als Katalog umfassend den vollständigen, noch erhaltenen – bisweilen stark umgebauten – Bestand aus Zinssers lokalem Oeuvre ab. Aus Rücksicht auf die Privatsphäre wurden die Wohn- und Reihenhäuser ausgespart. Mehrfamilienhäuser und Geschäftsbauten, die im laufenden Verkehr stehen, sind jedoch enthalten. Die unglaubliche Fülle zeigt dabei Zinssers Tatendrang und Virtuosität auf engstem Raum, wie sie vermutlich selten zu finden sein dürfte. (kb, 17.7.16)