Harry Glück ist gestorben
Wien, Wohnpark Alt Erlaa, Blick auf den Harry-Glück-Platz (Bild: Thomas Ledl, CC BY-SA 4.0)
Er war einst als Betonburg verschrieen, doch heute zählt der Wohnpark Alt Erlaa im Süden Wiens zu den Ikonen der Spätmoderne. Nun ist Harry Glück, der Schöpfer der 1973-85 errichteten Satellitenstadt, 91-jährig gestorben. Der gebürtige Wiener studierte zunächst Bühnenbild und Regie am Max-Reinhardt-Seminar, bevor er zum Architekturstudium an die TH Wien wechselte. 1966 gründete er sein eigenes Büro und spezialisierte sich schnell auf den Wohnbau.
Der von ihm mitentwickelten Typologie der Terrassenhäuser blieb er stets treu. Doch auch einige Bürogebäude entwarfen Glück und Partner, darunter der Wiener Sitz der Allianz-Versicherung (1974-77) und das ehemalige Rechenzentrum der Stadt Wien (1980), das mittlerweile auf den Abriss wartet. Eine angemessene Würdigung erfuhr der vielbeschäftigte Harry Glück dennoch erst spät: Die Massivität seiner Bauten geriet unter Beschuss, die Wohnmaschinen der Spätmoderne waren schon ab Ende der 1970er als unmenschlich und technokratisch verschrieen. Dass in Glücks Großprojekten viele der dieser Architektur angekreideten Fehler nicht begangen wurden, fiel im Anti-Beton-Furor unter den Tisch. Mit den Jahrzehnten kehrte die Wertschöpfung zurück: Anlässlich seines 90. Geburtstags erhielt der Architekt das goldene Ehrenzeichen für seine Verdienste um das Land Wien und wurde Ehrendoktor der TU Wien. (db, 15.12.16)