Die Scharoun-Gesellschaft schlägt Alarm, die Behörden rufen den Baustopp aus: Es geht um Haus Baensch in Berlin-Spandau (Höhenweg 9), das 1934/35 kein Geringerer als der Architekt Hans Scharoun gestaltete. Auch der Garten ist mit Hermann Mattern mit einem klangvollen Namen verbunden. An diesem seit 1971 geschützten Kulturdenkmal wurden zu Jahresbeginn Bauarbeiten aufgenommen, um das für heutige Bedürfnisse knappe Raumprogramm zu erweitern. Im Sommer zeigte sich dann ein erschreckendes Bild: Teile des geschützten Gartens sind weggebaggert. Genehmigt war nur ein kleinerer Anbau im Bereich der angegliederten (ebenfalls geschützten) Garage. Doch nun erweist sich die begonnene Maßnahme als (geplante) tiefgreifende Unterbauung bzw. Aufstockung des Hauses.

Berlin-Spandau, Haus Baensch (Bild: Norhei, CC BY SA 3.0, 2011)

Berlin-Spandau, Haus Baensch, Gartenseite vor dem Umbau (Bild: Norhei, CC BY SA 3.0, 2011)

Nicht nur Modernisten schätzen Hans Scharoun für Werke wie Haus Schminke in Löbau oder die Berliner Philharmonie. Der neue Wohnsitz für Dr. Felix Baensch und seine Familie wurde von ihm 1934/35 konsequent auf einem fächerförmigen Grundriss entfaltet. Wo sich das Haus zur Straße blockhaft zeigt, öffnet sich die filigrane Gestaltung zum Garten hin. Die Stahlkonstruktion gibt viel Freiheit für großzügige Glasflächen. Von innen nach außen staffeln sich die Ebenen sanft den Hang hinab. Und vom fest installierten Sofa im vorgewölbten Wohnbereich weitet sich der Panoramablick auf die Havel.

Berlin-Spandau, Haus Baensch, Straßenseite vor dem Umbau (Bild: Norhei, CC BY SA 3.0, 2011)

Doch Scharouns überlegte Komposition scheint durch die aktuellen Umbaupläne bedroht. Verschiedene Vermittlungsversuchte brachten Ende Juni kein Ergebnis. Auf der “Letzten Seite” der Juli-Ausgabe der “Bauwelt” wird die Situation daher erneut angeprangert. Würden die Veränderungen weiter voranschreiten, könnte sogar der Denkmalschutzstatus in Gefahr sein. Nun wurden zunächst ein Baustopp verfügt und ein Bußgeld verhängt – vielleicht findet das bedrängte Haus Baensch ja bald einen neuen liebevolleren Käufer. (kb, 31.7.20)

Berlin-Spandau, Haus Baensch, Grundriss (Bildquelle: Tönnesmann, Andreas, Im Dritten Reich, in: Hoh-Slodczyk, Christine u. a. (Bearb.), Hans Scharoun. Architekt in Deutschland. 1893–1972, München 1992, S. 46–77, hierin: S. 50)

Innenaufnahmen zu Haus Baensch hier und hier. Einer der Umbauentwürfe hier.

Literatur

Die letzte Seite, in: Bauwelt, Juli 2020, 15, S. 64.

Krohn, Carsten, Hans Scharoun. Bauten und Projekte, Basel 2018, hierin: S. 86–87.

Pfannkuch, Peter (Hg.), Hans Scharoun. Bauten. Entwürfe. Texte (Schriftenreihe der Akademie der Künste 10), 1993 (Erstausgabe 1974), hierin: S. 11, 114–115.

Tönnesmann, Andreas, Im Dritten Reich, in: Hoh-Slodczyk, Christine u. a. (Bearb.), Hans Scharoun. Architekt in Deutschland. 1893–1972, München 1992, S. 46–77, hierin: S. 49–58.

Berlin-Spandau, Haus Baensch, Schnitt (Bildquelle: Pfannkuch, Peter (Hg.), Hans Scharoun. Bauten. Entwürfe. Texte (Schriftenreihe der Akademie der Künste 10), 1993 (Erstausgabe 1974), hierin: S. 115)

Berlin-Spandau, Haus Baensch, Umbauarbeiten, 2020 (Bild: Claudia Riedel, via scharoun-gesellschaft.de)

Titelmotiv: Berlin-Spandau, Haus Baensch, Gartenseite, Umbauarbeiten, 2020 (Bild: Claudia Riedel, via scharoun-gesellschaft.de)

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