Nein, die Rede ist nicht von der teils denkmalgeschützten Wuppertaler Siedlung, die Anfang der 1930er Jahre entstand und als typisches Beispiel für den sozialen Wohnungsbau der Weimarer Republik gilt. Die Ausstellung “>Heimatplan< Brutalismus und die Architektur der Nachkriegsmoderne” nimmt vielmehr deutsche Architektur nach 1945 in den Blick. Dabei werden besonders solche Bautypen liebevoll aufgegriffen, die vielerorts als seelenlos oder monoton verschrien sind. Die neun an der Schau beteiligten Künstler interpretieren sie auf ebenso ungewöhnlich wie humorvolle Weise.
So gibt Julia Zinnbauer dem städtebaulichen Paradigma der Nachkriegsmoderne eine modische Dimension. Die autogerechte Stadt – heute ein Schreckgespenst für Lokalpolitiker und Bürgerbewegungen – dient einem von ihr entworfenen Kleid als Namensgeber. Mit seinem schwarzen Streifenmuster gibt das Textil dem Asphaltdschungel eine ungewohnt elegante Repräsentanz. Ein weiteres Highlight ist eine defekte Kaffeemaschine, die Matias Bechtold zu einem futuristisch anmutenden Puppenhaus umgestaltet hat. Die Ausstellung ist noch bis zum 13. März 2016 in der Galerie GRÖLLE pass:projects (Friedrich-Ebert-Straße 143e, 42117 Wuppertal) zu sehen. (jr, 14.2.16)