Der Architekt Hermann Henselmann (1905-95) war mit der Ost-Berliner Stalin-Allee an einem Projekt beteiligt, das sinnbildlich für die Sowjetisierung stand. Beharrlich suchte er in der Folge nach einem eigenen sozialistischen Bauausdruck jenseits des Zuckerbäckerstils. Mit dem Haus des Lehrers am Alexanderplatz und dem Hochhaus der Universität Jena entwarf Henselmann schließlich Meilensteine der DDR-Architektur. Die Entwicklung einer explizit sozialistischen – eng mit der Moderne verbundenen – Architektur wurde für ihn als Staatsarchitekten prägend.
Hierin liegt der Schwerpunkt der jüngst im Langewiesche-Verlag erschienenen Dissertation von Elmar Kossel. Der Architekturhistoriker beleuchtet mit kritischem Blick sowohl das Frühwerk Henselmanns in den 1930er Jahren als auch seine Karriere in der DDR. Diese Konzentration befreit vom möglichen Ballast einer klassischen Biografie. Darüber hinaus wird deutlich, welchen Beschränkungen und Entfaltungsmöglichkeiten die Moderne in der Logik zweier totalitärer Systemen unterworfen war. (jr, 15.6.14)