Noch im Sommer 2021 führten die Arbeiter:innen von Niederberger Berlin ganze Arbeit in schwindelerregenden Höhen aus. Auf bis zu 65 Metern reinigten sie die 13.000 Quadratmeter große Fassade des Logistikzentrums der Pelikan Group, ehemals Herlitz, in Falkensee westlich von Berlin und gaben der Fassade, so die Firma in der Pressemitteilung, nicht nur ihren „alten Glanz“ zurück, sondern verhalfen der Oberfläche auch zu einer „längeren Lebensdauer“. Beides wird nun wohl nicht mehr nötig sein, denn der eigentlich erst 30 Jahre junge Komplex soll Anfang 2025 abgerissen werden. Der Grundstein für den mehrstöckigen Gebäudekomplex wurde am 1. Juni 1991 gelegt und markierte den Beginn von Vielem. Eine neue Ära sollte bei Herlitz beginnen. Die Herlitz-Werke, ursprünglich seit 1935 ansässig im West-Berliner Bezirk Tegel, wollten sich nach der politischen Wende vergrößern und erneuern. Ihr 135.000 Quadratmeter großer Fertigungs- und Logistikbau am Stadtrand war gleichzeitig eines der ersten und größten Investitionsvorhaben in den neuen Bundesländern nach der Wende. Die Stadt Falkensee, gerade vom Rand der DDR an den Rand der neuen Hauptstadt gerückt, war bereit, zu wachsen und tut das bis heute. Herlitz wurde 2014 von Pelikan aufgekauft, die Umsätze gingen bereits lange zurück. Nun soll die Firmenzentrale in Falkensee endgültig geschlossen und das Gebäude abgerissen werden.
Der Komplex in bester 90er Jahre Manier umfasst knapp 135.000 Quadratmeter Nutzfläche, darunter ein Distributionszentrum, Büros, eine Kantine sowie Hochregal- und Boxenlagerflächen. Gleichzeitig hatte Herlitz 1992 auch die Herlitz Falkenhöh AG gegründet, eine Immobilientochter des Unternehmens, die am alten Standort in Tegel die Einkaufspassage Hallen am Borsig Center (eröffnet 1999) und in Falkensee eine „Werksiedlung“, die Gartenstadt Falkenhöh, errichtete. Der Berliner Architekt Helge Sypereck konzipierte die Wohnanlage mit 1450 Wohneinheiten, die aus Stadtvillen, Reihenhäusern und Geschossbauten bestehen. Der Bau begann 1992, vier Jahre später wurde die Siedlung mit dem Deutschen Städtebaupreis ausgezeichnet. Die Herlitz Falkenhöh AG gibt es auch nicht mehr. Die Gartenstadt ist noch da – bliebe der Firmensitz vielleicht doch erhalten, man könnte sich für Falkensee eine Denkmalkarriere wie die der Berliner Siemensstadt vorstellen. Der Siedlungs- und Gartenstadtbau rund um große Firmensitze scheint der Region ja traditionell inne zu wohnen. (pk, 28.10.24)