Am 12. Juli 2025 wird der Europa Park im baden-württembergischen Rust 50 Jahre alt. Auf 95 Hektar lassen sich dort fünf Jahrzehnte Freizeitarchitektur und bauliche Europainterpretationen bestaunen und bespielen. Im Zentrum stehen zahlreiche Fahrgeschäfte, Shows und Gastronomieangebote, das eigentliche Highlight des Parks aber sind womöglich die „Themenbereiche“: 17 europäische Länder werden mit baulichen Kulissen dargestellt, den Besucher:innen soll das Gefühl einer rasanten Europreise vermitteln werden. Ganz im Schwung der blühenden Postmoderne war natürlich „Italien“ im Jahr 1982 die erste Heterotopie, die eingeweiht wurde. Es folgten bald darauf „Holland“ (1984/2020), „England“ (1988) und „Frankreich“ (1990), später unter anderem auch „Deutschland“ (1996).
Zum 50. Geburtstag des Europa-Parks hat der Historiker und Kunsthistoriker Stefan Lindl (Universität Augsburg) sein Buch „Der Park“ im Trimax Verlag veröffentlicht. Stefan Lindl befasst sich bereits seit Langem mit dem Begriff der Authentizität, eigentlich, um eine Authentizitätstheorie für die klimagerechte Transformation von Städten und den Denkmalschutz im Klimawandel zu entwickeln. Da ist der Freizeitpark ein durchaus lustvoller Seitenaspekt des Themas, der zugleich ein „Paradebeispiel seiner Theorie“ darstellt. Dabei findet Lindl, dass im Europa-Park die Grenzen zwischen Originalen und Kulissen verschwimmen. „Die Kulissen spiegeln eine Originalität bestimmter Themen“, sagt er im Interview mit Ulrich Coenen auf bnn.de, „beispielsweise Griechenland, Italien oder Frankreich vor. Auf der anderen Seite gibt es im Park das Schwarzwälder Vogtshaus aus dem 15. Jahrhundert, das dorthin transloziert wurde.“ Das Prinzip des Originals aufzuheben, das interessiere Lindl am Europa-Park am meisten. (pk, 10.1.25)
![Rust, Europa-Park, Eingangsgebäude, um 1975 (Bild: Neulandkrieger, CC-BY-SA 4.0, 2024)](https://www.moderne-regional.de/wp-content/uploads/Europa-Park-Bild-Neulandkrieger-CC-BY-SA-40-1024x671.jpg)
Rust, Europa-Park, Eingangsgebäude, um 1975 (Bild: Neulandkrieger, CC-BY-SA 4.0, 2024)