Die Kasseler documenta 5 machte das Ehepaar Hilla und Bernd Becher 1972 endgültig bekannt: Sie fotografierten Hochöfen, Fördertürme, Gasometer, Fabrikhallen und Getreidesilos in Europa und den USA. Menschenleer, sachlich und kühl wirken die Schwarz-Weiß-Serien. Sechs, neun, zwölf oder mehr Fotografien desselben Objekts aus differierenden Winkeln dokumentieren Bauten, die von Verfall und Abriss bedroht waren. Die nüchterne Sicht der Bechers sei “kein geringerer Verdienst als die Erfindung und Etablierung einer neuen Wahrnehmungsästhetik”, schrieb ihr Verlag Schirmer/Mosel, und man mag angesichts des kunstvoll in Szene gesetzten Niedergangs in ihren Bildern kaum widersprechen.
Hilla Becher machte in ihrer Geburtsstadt Potsdam eine Ausbildung als Fotografin, floh 1954 nach Westdeutschland und arbeitete in einer Werbeagentur in Düsseldorf. An der dortigen Kunstakademie richtete sie das Fotolabor ein und lernte Bernd Becher kennen, der nach Abschluss seines Studiums später die Professur für Fotografie innehielt. Auch Hilla Becher lehrte später in Düsseldorf als Dozentin. Das seit 1961 verheiratete Künstlerpaar erhielt ab den 1980ern etliche Auszeichnungen. Unter anderem den “Goldenen Löwen” für ihren Beitrag zum deutschen Pavillon der 44. Kunstbiennale in Venedig. Bernd Becher starb bereits 2007, am 10. Oktober 2015 ist nun Hilla Becher im Alter von 81 Jahren in Düsseldorf gestorben. (db, 15.10.15)
Die “Wasserturm-Typologie” von Hilla und Bernd Becher ziert die Turbinenhalle im Landschaftspark Duisburg-Nord (Bild: Raimond Spekking, CC BY-SA 3.0)