Offiziell ging es darum, die Passant:innen vor herabfallenden Stücken zu schützen. Inoffiziell wurde hier ein Stück mögliche politische Angriffsfläche beseitigt, als die weißen Elefanten des Dolby Theatre (ehemals Kodak Theatre) bei Nacht und Nebel beseitigt wurden. Immerhin werden in diesem Neubau von 2001 seit 2002 regelmäßig die Oscars verliehen. Über die angrenzende Shoppingmall wachten auf hohen Säulen und mesopotamisch anmutenden Reliefs zwei weiße Elefantenfiguren. So weit, so harmlos. Beliebt bei fotografierenden Tourist:innen, ein wenig kitschig vielleicht, aber die Reibungsfläche liegt an anderer Stelle. Denn die Staffage stammt aus den Dreharbeiten für “Intoleranz”, einem 1916 vom Regisseur David Wark Griffith fertiggestellter Stummfilm.

Griffith hatte das klassische Hollywood mit Monumentalstreifen geprägt, die beim Publikum großen Anklang. Seit einigen Jahren steht er rückwirkend in der Kritik, mit seinen Darstellungen Rollenklischees zu verfestigen, vor allem das Schicksal von Sklav:innen in den Südstaaten verharmlost zu haben. In “Die Geburt einer Nation” etwa sollen Mitglieder des Ku-Klux-Clans bis heute ihre Ideologie bestätigt sehen. Der Film “Intoleranz” hingegen, aus dem die weißen Elefanten stammen, gilt Kenner:innen eher als innovativ erzähl und im Ansatz pazifistisch. Hier springt Griffith in Bildmonaten zwischen Vier Stationen durch die Geschichte – eine von ihnen lag im alten Babel. Den Eigentümer:innen des Dolby Theatre, die sich der alten Hollywood-Staffage im Zuge einer Sanierung entledigten, wolten damit nach eigenen Angaben ein Zeichen setzen: für einen demokratischen Wandel zu einem modernen Hollywood. Entsprechend wurde auch ein weiteres Kunstwerk entfernt – eine leere Marmorliege. Von der Künstlerin Erika Rothenberg eigentlich gedacht als Zeichen für das Ausruhen auf dem Weg zum Ruhm, war er von Besucher:innen im Rahmen der #metoo-Debatte zur “Besetzungscouch” umgedeutet worden. (kb, 29.8.21)

Los Angeles, Dolby Theatre (Bild: Andreas Praefcke, CC BY SA 3.0 oder GFDL, 2008)

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