Da glaubt man, inzwischen alles über die Architektur der 1960er Jahre zu wissen. Doch gerade an den vermeintlichen Rändern, etwa in Nigeria, sind der Forschung allzu lange bemerkenswerte Architekt:innen und Architekturen entgangen. Ein neues Buch will hier Abhilfe schaffen, indem es einen frischen Blick auf das Werk des britischen Ehepaars John Godwin (1928-2023) und Gillian Hopwood (*1927) wirft. Beide hatten ihre Ausbildung an der Londoner Architectural Association 1950 abgeschlossen und 1954 ein eigenes Büro in Lagos eröffnet. Damals lag die Stadt noch in einer der britischen Kolonien, um ab 1960 zum neuen, unabhängigen Staat Nigeria zu gehören. Mit den 1960er Jahren entwickelte das Duo gemeinsam eine Formensprache, die ebenso zum lokalen Klima wie zum aufstrebenden Selbstverständnis des Landes passte.
Während Godwin zudem an der lokalen Universität lehrte, bildete Hopwood einen Schwerpunkt in der Architekturfotografie aus. Erst 2013, zehn Jahre vor dem Tod Godwins, nahmen beide die nigerianische Staatsbürgerschaft an. Im Birkhäuser Verlag ist nun die englischsprachige Monografie „Who are Godwin und Hopwood“ erschienen. Darin entfaltet der Londoner Archteitkurhistoriker Ben Tosland das Werk des Paars nicht allen nach deren Formen, sondern arbeitet ebenso heraus, wie diese Tropische Moderne der 1960er Jahre hilfreiche Impulse für unser heutiges Bauen in Zeiten der Klimakrise bereithält. (kb, 13.8.24)
Lagos, Bookshop House (Bild: Kaizen Photography, CC BY SA 4.0, 2016)