Das höchste Bauwerk Sachsens, der höchste Turm von Chemnitz und das Wahrzeichen der nächstjährigen Kulturhauptstadt Europas: die 300 Meter hohe, 40 Jahre alte und in der Nacht bunt leuchtende Esse des Chemnitzer Heizkraftwerks Nord (Bauzeit: 1979-1984). Ab 1959 entstand dieses Heizkraftwerk, das neben zwei Kühltürmen auch mehrere Schornsteine haben sollte. Der berühmte Hauptschornstein wurde so hoch gebaut, um die Abgasbelastung für die im Talkessel liegende Stadt zu reduzieren und die lufthygienischen Verhältnisse zu verbessern. Knapp 30 Jahre später müsste der Betonmantel des Schornsteins saniert werden, was der Betreiber – Eins Energie Sachsen – umsetzte. Ihm ging es dabei aber nicht nur um eine Optimierung des bautechnischen Zustands, sondern auch um eine künstlerische Intervention mit stadtweiter Ausstrahlung.
Der französische Künstler Daniel Buren machte aus dem schlichten Turm ein weithin sichtbares, farbenfrohes Kunstwerk. Die baulich vorgegebenen Segmente des Schornsteins wurden in sieben unterschiedlichen, intensiv leuchtenden Tönen gestaltet. Von unten nach oben erscheint der Schaft seit 2014 in den Farben Aquamarin, Erdbeerrot, Gelbgrün, Himmelblau, Melonengelb, Signalviolett und Verkehrsgelb, seit 2017 beleuchten die bunten Segmente nun den nächtlichen Himmel über Chemnitz. Aktuell allerdings gibt es Irritationen: offenbar wurde ein Antrag auf Abriss des Schornsteins gestellt, den das Stadtparlament bis 23. September bescheiden solle. Das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen setzte diese Frist aber vorerst mit Hinweis auf den de facto-Denkmalstatus des Bauwerks aus und kündigte den offiziellen Eintrag in die Denkmalliste an. Laut Vorstand des Energiekonzerns Eins Energie Sachsen, Roland Warner, beständen allerdings keine Pläne zum Abriss des Turms, allerdings sollen andere Teile des HKW Nord zurückgebaut werden. Zeitgleich soll allerdings der Schornstein des HKW Altchemnitz abgerissen werden. Die 225 m hohe kleine Schwester des bunten Wahrzeichens wird ab September 2024 Stück für Stück abgebaut. Vielleicht wurde hier ja etwas „verwechselt“, denn ein Abriss der Esse im HKW Nord erscheint doch stadtbildpolitisch sehr seltsam. Eine leichte Irritation bleibt aktuell aber bestehen. (pk, 14.9.24)
Chemnitz, Esse des HKW Nord, Bauzeit 1979-1984, Lichtinstallation: Daniel Buren, 2014-2017 (Bild: Lord van Tasm, CC BY-SA 3.0, 2017)