Zur Documenta 14 im Jahr 2017 war das Betonglasmosaik unter dem Hauptbahnhof Kassel eine der großen Überraschungen: Für kurze Zeit hatte man den unterirdischen Bahnhof für eine Ausstellung geöffnet. Über 14 Meter hinweg hatte der Künstler Dieter von Adrian hier den Stadtplan in ein abstrahiertes Relief umgesetzt. Diese “Gläserne Stadt” zierte ab 1968, pünktlich zur documenta 4, einen unterirdischen Zugang zur Stadtbahn. Adrian, Assistent von Documenta-Begründer Arnold Bode, hatte sich in den 1950er und 1960er Jahren einen Namen als Gebrauchsgrafiker für die Deutsche Bundespost und -bahn gemacht.
Doch mit der Schließung des Tunnels war auch Adrians Installation unzugänglich geworden. In den letzten Jahren schien bereits ein Fall von Vandalismus zum Handeln zu zwingen. Verschiedene Modell wurden diskutiert, die immer wieder am Geld oder am Standort oder an rechtlichen Auflagen scheiterten. Jetzt kann das Kunstwerk wieder – und nun oberirdisch – bestaunt werden: Gestern eröffnete die Stadt offiziell die Neu-Installation an der Friedrich-Ebert-Straße. Dafür war die “Gläserne Stadt” geborgen und in Bad Arolsen vom Künstler Dieter Blum aufgearbeitet worden. Finanziert wurde die Maßnahme in Höhe von rund 70.000 Euro durch die Wohnungsbaugesellschaft GWH. Nun ziert das Kunstwerk, pünktlich zum Jahresabschlussfest, den neu gestalteten Stadtplatz an der Friedrich-Ebert-Straße. Vor neuem Vandalismus sollen zwei Panzerglasscheiben schützen. (18.12.19)
Kassel, U-Bahnhof “Hauptbahnhof”, Relief “Gläserne Stadt” (Bild: ABWS6, CC BY SA 4.0, 2017)