Das Leben des Hans Schmidt (1893–1972) scheint auf den ersten Blick spannender als seine Schriften. Geboren in Basel, spielte der Architekt, Architekturtheoretiker und Städteplaner schon in seinem Heimatland in der ersten Liga des modernen Bauens – nicht umsonst war er Mitbegründer der CIAM (Congrès Internationaux d’Architecture Moderne). Ab 1930 war der sozialistisch gesinnte Schmidt einige Jahre in der UdSSR tätig, bevor er in den 1950er Jahren seine dritte Karriere an der Bauakademie der DDR startete, um 1969 in die Schweiz zurückzukehren. Bei so viel geographischem Wechsel blieb er seinen architektonischen Themen treu: kostengünstiges, typisiertes Bauen an kleinen und kleinsten Wohnungen.
Aus dem reichen Leben des Hans Schmidt versammelt der Textband „Keine Angst vor Monotonie!“, von Philipp Meuser frisch bei Dom Publishers herausgegeben, zwölf Texte zum seriellen Wohnungsbau. Beginnend bei dem schönen Titel „Bauvorschriften und Minimalwohnung“ von 1919, liegt der Schwerpunkt in der Folge auf Beiträgen der späten 1950er und frühen 1960er Jahren, aus seinem Wirken in der DDR. Vieles hieran klingt aktueller, als es die Vita des Autors vermuten lässt. Da sinniert er 1956 über die „schöpferischen Möglichkeiten“ von Architekten und Entwurfbüros im Typenbau. Ein Jahr später untersucht er, welche lokalen Anpassungen beim standardisierten Bauen möglich und angebracht sind. 1962 endet der Bogen der veröffentlichten Texte bei der treffenden Frage: „Muss industrielles Bauen langweilig sein?“ Wenn Sie die Antwort interessiert, lesen Sie selbst. (kb, 13.10.25)

Hans Schmidt (in der Bildmitte) am 5. November 1965 zur Eröffnung einer Ausstellung über sowjetische Architektur (Foto: Peter Koard, Bild: Bundesarchiv Bild 183-D1105-0021-001, CC BY SA 3.0)
