Jugend schützt vor Denkmal nicht – nun wurde eine weitere Kirche der Wendejahre unter Denkmalschutz gestellt. Im sächsischen Osterzgebirge erhielt die evangelisch-lutherische Gemeinde in den Jahren von 1989 bis 1991 einen neuen Kirchenbau. Der kriegsbeschädigte Vorgängerbau samt Pfarrhaus war 1953 abgerissen worden und das Grundstück beschlagnahmt worden, da man plante, in Altenberg mehr Zinn abzubauen. Erst spät konnte die Vereinbarung der Gemeinde mit dem DDR-Staat eingelöst werden, auf einem Ersatzgrundstück eine neue Kirche errichten zu können. Für den Entwurf des programmatisch ländlichen und landschaftsbezogenen Neubaus zeichneten die Architekten Manfred Fehmel (1935–2020) und Hermann Krüger (1935–2016) verantwortlich.
Neben der Verbindung moderner Formen und traditioneller Merkmale dachten die Architekten auch an ein dichtes pragmatisches Raumprogramm. So fiel der Baukörper zweigeschossig aus – unten Pfarrwohnung und -büro, oben Kirchen- und Gemeinderäume. Handwerklich kamen klassische Techniken zum Einsatz, vom Mauerwerk über den hölzernen Dachstuhl bis zur Schieferdeckung. Das stilisierte Farbstarke Westfenster zum Thema „Geborgenheit“ stammt von der Künstlerin Kerstin Franke-Gneuß (*1959). Eine Besonderheit bildet der mitten im zentralisierenden Raum errichtete Betonglockenstuhl, der an einen Förderturm erinnern soll. Für die Stühle kamen grüne Bezüge aus den Beständen der Deutschen Reichsbahn. (kb, 9.4.25)

Altenberg, Ev. Pfarrkirche (Bild: Michael St’astny, via google-Maps, 2024)