Hatten wir alles schon einmal, die Frage, wohin mit den überzähligen Kirchen. In den 1990er Jahren hatten Kirchenumbauten Hochkonjunktur. Und keine der zugehörigen Tagungen kam ohne die eindrücklichen Fotografien der Projekte des Berliner Architekten Klaus Block (1952-2021) aus: der Bibliothekseinbau, der sich wie eine hölzerne Arche in das hohe Schiff der Stadtpfarrkirche von Müncheberg schiebt. Oder das MachMit-Kindermuseum, dessen Erkundungsgänge wie Regal in das Schiff der Berliner Eliaskirche eingestellt sind. Als Professor für Baukonstruktion an der TU Berlin hatte Block einen Schwerpunkt im Bereich Kirchenbau ausgebildet. Dieser erstreckte sich nicht allein auf Umnutzungen, sondern auch auf Neubauprojekte und Sanierungen.
Mit ihrem im Quart Verlag frisch erschienenen Buch “Kirchen. Räume für Gesellschaft” werfen der Architekturkritiker Wolfgang Kil und der Publizist Michael Kasiske erstmals einen tieferen Blick auf das Werk von Klaus Block. Bewusst stellen sie neben Müncheberg und Kindermuseum auch Neubauten wie die backsteinsichtigen Keile des Gemeindezentrums Großziethen. Mit dem Glasgang vor dem historischen Totentanz in der Berliner St. Marienkirche wusste Block darüber hinaus zeitgenössische Ergänzungen programmatisch sichtbar zu gestalten. Nicht zuletzt zählen Kil und Kasiske die langwierige Sanierung der Elisabethkirche in Berlin-Mitte, errichtet nach einem Entwurf von Schinkel, zu Blocks Verdiensten, der sich für den Erhalt engagiert hatte. Damit bietet sich den Leser:innen die Gelegenheit, mit einem Blick in das Bauen der 1990er und 2000er Jahre auch Impulse für die wieder akute Kirchenfrage mitzunehmen. (kb, 26.6.24)
Berlin, Elisabethkirche während der Ausstellung “The Cast Whale Project” von GIl Shachar (Bild: Gil Shachar, CC BY SA 3.0, 2021)