Kunst war in der DDR ein Politikum, nicht nur, aber auch. Am besten war sie hübsch anzuschauen und transportierte dabei noch eine Botschaft. Neben den Berufsartisten war es daher nur konsequent, dass der Staat seine Werktätigen nach Feierabend vor die Palette bringen wollte. In den frühen 1950er Jahren blühte die “Volkskunstbewegung” in viele Betriebe und Kulturhäuser – mit angebundenen Theater- und Kabarettgruppen, Chören, Mal-, Tanz-, Foto-, Film-, Keramik- und sonstige Zirkeln. Auf der ersten Bitterfelder Konferenz 1959 wurde ein Zirkel Schreibender Arbeiter eingerichtet und damit die ganze Richtung nachhaltig politisiert. Als “kulturelle Massenarbeit” sollten die Initiativen von Gewerkschaften, Kulturbund oder FDJ, so die Vorstellung, den Gegensatz von Kunst und Leben, von Hoch- und Volkskultur aufheben.

Die fächerübergreifende Tagung “Zwischen künstlerischem Selbstausdruck und gesellschaftlichem Auftrag” wird veranstaltet vom Forschungsverbund “Diktaturerfahrung und Transformation” in der Friedrich-Schiller-Universität Jena vom 5. bis zum 6. April 2022. Im Mittelpunkt steht die Laienkunst zu Zeiten der DDR. Während die ältere Forschung hier vor allem nach dem politischen und ideologischen Rahmen der Zeit fragte, soll nun – aus der Perspektive der damaligen Zirkelmitglieder – die künstlerische Praxis selbst in den Mittelpunkt gerückt werden. Anders als in älteren Forschungsarbeiten soll sich der Blick dabei weniger auf den politischen und ideologischen Rahmen als auf die künstlerische Praxis sowie die Interessen und Perspektiven der einfachen Zirkelmitglieder richten. Denn am Ende war es nicht allein der Wille der Partei, sondern auch die Selbstbestätigung, die Menschen aus allen Bevölkerungsschichten in dieser künstlerischen Arbeit erfuhren, die daraus eine Massenbewegung machte. Noch werden Themenvorschläge für die Tagung gesucht. Mögliche Schwerpunkte sind. Wie nutzten die Laienkünstler:innen den staatlich geschaffenen Raum? Wie stand es um die Freiheit und um die Ästhetik ihrer Arbeiten? Wie wurden sie damals gedeutet und wie erinnern sich die Mitwirkenden heute daran? Interessierte können ihre Vorschläge (Abstract von max. einer Seite) bis zum 31. Juli 2021 senden an: Annika Jahns M. A. (annika.jahns@uni-jena.de) und Prof. Dr. Gregor Streim (gregor.streim@uni-jena.de). (kb, 4.6.21)

Dalwitz, Keramikzirkel, 1985 (Foto: Benno Bartocha, Bild: Bundesarchiv, Bild 183-1985-0318-014, CC BY SA 3.0)

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