Die anstehende Sanierung der Frankfurter Paulskirche gerät zum Politikum – nun hat sich der Hessische Landesdenkmalrat geäußert, zugunsten des nachkriegsmodernen Wiederaufbaus. Denn immer wieder wird eine Wiederherstellung des Vorkriegszustands gefordert: Als man die Paulskirche 1948 in moderner Formensprache wiederaufbaute, wollte die Stadt ein “nationales Zeichen” setzen. Frankfurt warb damals (vergeblich) um den Regierungssitz der jungen Bundesrepublik. Der Ort war eigentlich perfekt gewählt, gilt die Paulskirche doch als “Wiege der Demokratie”. In dem klassizistischen Bau, 1833 an der Stelle der mittelalterlichen Barfüßerkirche errichtet, hatte sich 1848/49 mit der Nationalversammlung Deutschlands “erste frei gewählte Volksvertretung” getroffen.

Den Wiederaufbau der Kriegsruine legte man in prominente Hände: Rudolf Schwarz, Eugen Blanck, Gottlob Schaupp und Johannes Krahn. Damit erhielt die Paulskirche ihr neues flaches Kuppeldach, eine horizontale Unterteilung und klare Innenraumgestaltung. Heute dient die Kirche vorwiegend als Gedenk-, Ausstellungs- und Versammlungsstätte. “Der Hessische Landesdenkmalrat begrüßt und befürwortet einstimmig den von der Stadt Frankfurt am Main eingeschlagenen Weg, die Paulskirche in ihrer […] Neugestaltung von 1947/48 zu erhalten, zu sanieren und behutsam weiterzuentwickeln.” Natürlich müsse man dieses “Haus der Demokratie”, so der Landesdenkmalrat in seiner heutigen Stellungnahme, künftig stärker bildend vermitteln. Aber einen eigenen Neubau für den Besucherservice auf dem Paulsplatz selbst lehnt man ab. Zunächst sei das vorhandene Raumpotenzial auszunutzen – höchstens am Platzrand wäre ein Neubau in maßstäblicher Form denkbar. Auch massive Eingriffe in die aktuelle, von der Nachkriegsmoderne geschaffene Raumfolge seien zu vermeiden. (kb, 18.12.20)

Frankfurt am Main, Pauluskirche (Bild: Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Christine Krienke)

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