Hat es das Mailänder Pirelli-Hochhaus ins Siegerland verschlagen? Nein – diese Sechziger-Jahre-Perle ist das ehemalige Landesstraßenbauamt in Siegen. 2012 wurde es wegen Schimmelbefall geräumt und steht seitdem leer. Der nordrhein-westfälische Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) wollte sich angesichts Sanierungskosten im Millionenbereich von der Immobilie trennen, Begehrlichkeiten waren schnell geweckt: Das Studentenwerk beabsichtigte, das Hochhaus abreißen zu lassen und an seiner Stelle ein Wohnheim zu errichten. Als das Vorhaben bekannt wurde, wurde das Gebäude 2014 unter Denkmalschutz gestellt. Das Gezerre setzte sich fort, bis weitere Interessenten für den Bau auf den Plan traten: Die Investoren Kenan Dema und Naser Dervishi ersteigerten ihn im Frühjahr 2017 in einem offenen Bieterverfahren, Mitte Juli wurde der Kaufvertrag nun notariell bestätigt.
Damit ist der travertinverkleidete Zwölfgeschosser gerettet: Die neuen Eigner wollen den 1962 nach Plänen von Herbert Kienzler errichteten Bau sanieren. Der Grund für seine Unterschutzstellung ist kurioserweise ein Abriss: Der Landschaftverband Westfalen-Lippe (LWL) hatte ihn 2003 nur deshalb als nicht denkmalwert eingestuft, da es seinerzeit in Siegen noch ein ähnliches Gebäude gab: Das Krupp-Haus im Stadtteil Geisweid. Dieses ist mittlerweile dennoch abgerissen, und so wurde das Kienzler-Haus doch in die Liste aufgenommen. Damit ist zumindest ein Hochhaus der 1960er gesichert, zahlreiche weitere Spätmoderne-Bauten gibt es in Siegen aber noch (wieder-) zu entdecken. (db, 29.7.17)