In der aktuellen Flüchtlingsdebatte wird gerne der Eindruck vermittelt: “Das Boot ist voll”, die Städte sind belegt, es ist kein Wohnraum übrig für Flüchtlinge. Anders sieht es aus, klickt man sich z. B. durch den “Leerstandsmelder Mainz”. Eine Fülle von Bauten wird da von engagierten “Stadthumanisten” auf einer virtuellen Karte vermerkt. Im Datenfensters heißt es da z. B. zum “Allianzhaus” (Große Bleiche 60): “Leerstand: teilweise; Leer seit: mindestens 3 Jahren; Eigentümer: öffentliche Hand; Abrissgerüchte: ja; Beschreibung: Zur Zeit teilweise zwischengenutzt durch unterschiedliche Projekte”.

Das sandsteinverkleidete Allianzhaus, lange Sitz eben jener Versicherung, in zentraler Lage neben der unübersehbaren Barockkirche St. Peter gehört neuerdings der Mainzer Aufbaugesellschaft. Diese möchte den weitgehend leergezogenen, nachkriegsmodernen Komplex abreißen und durch einen Neubau ersetzen. Doch bis dahin bemühen sich Kreise wie der Mainzer Verein “Schnittstelle 5. Raum für Stadtentwicklung und urbane Projekte”, der eben jenen Leerstandsmelder betreibt, um eine kulturell-soziale Zwischennutzung: Da gibt es den Kulturclub “Schon Schön” (dem immer mal wieder die Schließung droht), das “café blumen” und Diskussionen über eine Unterbringung von Flüchtlingen in den darüberliegenden Wohnungen. Platz gäbe es also im städtischen Boot. Wie war das noch: Kinder und Flüchtlinge zuerst? (kb, 17.9.15)

Leerstand mit Chancen? Das ehemalige Allianzhaus im Zentrum von Mainz (Bild: Die Betonisten)

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