Wer verblassten Glamour und Ruinenromantik sucht, wird in der ehemaligen DDR allenfalls noch punktuell fündig – ganz anders sieht es in Kuba aus. Im Sozialismus unter Palmen erlangten die prachtvollen Überbleibsel der vorrevolutionären Zeit eine ganz besondere Patina, die heute Touristen anlockt. In den kälteren Gefilden Ostdeutschlands bot sich 1990 noch ein ähnlicher Eindruck – vielleicht ein wenig grauer. Die Fotografin Margarete Freudenstadt dokumentierte damals die stolzen Kinopaläste in den neuen Bundesländern, bevor sie in der Marktwirtschaft den großen Ketten zum Opfer fielen.
Rund dreißig Jahre später machte sie sich auf den Weg nach Kuba und wählte sich dasselbe Sujet. Namen wie „Florida“ erinnern an die Zeiten, in denen die USA die Geschicke der Insel mitgestaltete und zu einem Kinoboom führte. Teilweise ungenutzt, sehen diese Schmuckkästen wie die Brüder und Schwestern in der Ex-DDR einer ungewissen Zukunft entgegen – je nach dem, wie sich das Tauwetter entwickelt. Im Hirmer Verlag erscheint nun der Bildband „Cinemas. From Babylon Berlin to La Rampa Havana“ – interessante Gegenüberstellung der Kinokultur in zwei gleichen Systemen und doch ungleichen Ländern. (jm, 20.10.19)
Titelmotiv: Buchcover (Bild: Hirmer Verlag)