Die Tchoban Foundation, Museum für Architekturzeichnung in Berlin, zeigt derzeit eine Ausstellung über die Architektin Lina Bo Bardi (1914, Rom – 1992, Sao Paulo). Lina Bo Bardi präsentierte ihre architektonischen Ideen in poetischen, spielerischen Zeichnungen, die ihre Auffassung vom Bauwerk als Gesamtkunstwerk deutlich werden lassen. Die Architektin, die mit bürgerlichem Namen Achillina Bo hieß, studierte ab 1934 Architektur in Rom und arbeitete dort zunächst als Architektin und Architekturjournalistin. 1946 wanderte sie mit ihrem Mann Pietro Maria Bardi nach Brasilien aus, wo sie mit dem Bau ihres eigenen Wohnhauses, der Casa de Vitro (Gläsernes Haus, 1950-52) in Sao Paulo berühmt wurde. Neben zahlreichen Gebäuden in Brasilien stammen auch Designstücke, Inneneinrichtungen und Möbel aus ihrer Feder. 2021 wurde Lina Bo Bardi posthum für ihr Lebenswerk mit dem Goldenen Löwen der Architekturbiennale von Venedig ausgezeichnet.
In der Ausstellung „Die Poesie des Betons“ sind nun 40 Zeichnungen Bo Bardis zu sehen, die zuvor noch nicht zusammen in Europa gezeigt wurden. Die Exponate stammen aus der Sammlung des von Lina Bo und Pietro Maria Bardi gegründeten Instituto Bardi. Die gezeigten Arbeiten dienten der Architektin, die oftmals Baustoffe wie Glas und Beton nutzte, als Skizzen und Entwürfe für sechs realisierte Kultureinrichtungen: Casa de Vidro, Solar do Unhão, MASP – Museu de Arte de São Paulo, Teatro Oficina, SESC Pompéia und Casa do Benin. In der von der Kunsthistorikerin Tereza de Arruda kuratierten Ausstellung treten sie mit Fotografien der Künstlerin Veronika Kellndorfer in einen Dialog, die anhand der Bauten Lina Bo Bardis erforscht, wie sich das architektonische Gedächtnis einer Gesellschaft lesen lässt. Heute um 14.00 Uhr sowie am 2. August und am 6. September 2024 jeweils um 16:00 Uhr finden Kuratorinnenführungen statt. Am 8. Juli gibt es um 18.00 Uhr eine Podiumsdiskussion in der Brasilianischen Botschaft Berlin, Anmeldung erforderlich unter: cultural.berlim@itamaraty.gov.br (pk, 5.7.24)