Gut, man hätte einen der großen Namen haben können: Ludwig Mies van der Rohe, Rudolf Schwarz und Hans Scharoun nahmen am Wettbewerb um den Mannheimer Theaterneubau teil. Unter dem Vorsitz von Hans Schwippert bat das Preisgericht Mies van der Rohe und Schwarz, ihre Vorschläge zu überarbeiten. Als diese ablehnten, ging der Auftrag an Gerhard Weber. Nach seinen Plänen wurde das Nationaltheater bis 1957 am Goetheplatz umgesetzt. Der markante Bau zeigt seine Schauseite nach Süden als langgestreckten Riegel, während die untergeordnete Westfassade tempelartig ausfiel. Zwei kubische Dachaufbauten markieren die damaligen Funktionen: Oper und Schauspiel (das Jugendtheater kam später hinzu) mit einem gemeinsamen Foyer.
Nun steht die Sanierung an, die – wie schon in anderen Städten zuvor – die Neubaudiskussion nach sich zieht. Die 185 Millionen Euro erwarteten Kosten seien zu hoch, dann könne man doch gleich etwas technisch und ästhetisch Moderneres ins Auge fassen. Andere sehen im nachkriegsmodernen Theater ein funktional gekonntes Zeugnis demokratischer Baukultur. Und ein Neubau werde auf 330 Millionen Euro geschätzt … Das zum Theaterkomplex gehörige Werkhaus der Nachkriegszeit wurde 2008 bereits durch einen Neubau ersetzt. Ob sich die Debatte um ein neues Theater als Sommerlochfüllung entpuppt oder länger andauern wird, bleibt abzuwarten. (kb, 21.8.17)