Die religiöse Seite des Kolonialismus nannte sich Mission – und beide haben eine räumliche Seite. Mit dem Bestreben des 19. und 20. Jahrhunderts, mit der westlichen Kultur auch das Christentum weltweit zur Geltung zur verhelfen, entstanden auch Bauten zu diesem Zweck. Sie mussten sich der Frage stellen, wie viel lokale dabei Stilformen nützlich seien. Thomas Coomans, Professor für Architekturgeschichte an der Katholischen Universität (KU) Leuven, hat sich diesem Thema in einer von ihm herausgegebenen Publikation verschrieben, die aktuell bei Leuven University Press erschienen ist.
Unter dem Titel „Missionary Spaces“ konzentriert er sich auf Beispiele aus Afrika und China zwischen 1830 und 1960. Damit überträgt er den „spatial turn“, die Wende der Geisteswissenschaften zu räumlichen Fragen, auf die Missionswissenschaften. Bauten und Räume sollen damit nicht nur als Bühne oder Dekoration dieser historischen Ereignisse betrachtet werden. Vielmehr entfalten die beteiligten Fachautor:innen aus unterschiedlichen Fachbereichen, dass Raum, Ort und Lage sozial konstruiert und damit auch ebenso analysierbar sind. Die Einzelbeiträge behandeln Beispiele aus Burundi, China, Kongo, Ägypten, Ghana, Kenia und Taiwan. (12.6.24)