Am 11. Mai 2025 ist der Blick über den Gartenzaun erwünscht, zumindest in Walldorf bei Frankfurt am Main: In der 1963 bis 1965 nach Entwürfen von Richard J. Neutra errichteten Wohnsiedlung wird der „Tag der offenen Gärten“ gefeiert. Zahlreiche Gärten der denkmalgeschützten Siedlung werden ab 11 Uhr zugänglich sein. Zum 60. Jubiläum des Erstbezugs der Häuser sind außerdem eine Ausstellung mit Skulpturen, unter anderem von Claus Bury, Eberhard Fiebig, Otmar Hörl, Herbert Mehler, Viktor Roman und Paul Wunderlich, zu sehen, kleine Konzerte von Studierenden der HfMDK zu hören, Lesungen zum Thema Natur zu lauschen sowie eine kleine Ausstellung mit Architektur- und Portraitaufnahmen des Frankfurter Fotografen Klaus Meier-Ude aus der Entstehungszeit der Siedlung anzuschauen. Am 13. Mai folgt eine Vorführung des Films „Survival through Design“ (PJ Letofsky, 2019) im Walldorfer Kino „Lichtblick“ in Anwesenheit des Filmemachers.
Die vom Hamburger Projektträger Bewobau errichtete Siedlung ist ein seltenes Zeugnis einer städtebaulich und architektonisch durchgängig konzipierten Wohnanlage dieser Jahre – die 42 von Neutra (1892–1970) entworfenen Einfamilienhäuser wurden sogar mit fertig angelegten Gärten, Grünanlagen und Verkehrswegen realisiert. Neutra konzipierte neun Bungalow-Typen, deren großformatige Verglasungen und Fensterbänder nicht nur für viel Helligkeit in den Wohnungen sorgen, sondern auch den Kontakt mit der umgebenden Natur ermöglichen sollen. Die von Neutra als „Biorealismus“ bezeichnete Architektur möchte die Grenzen zwischen Innen und Außen verschmelzen: stufenlose Übergänge von Fußböden und Terrassen, auskragende Dachflächen und Spider Legs laden direkt ein, den Garten zu betreten. Am 11. Mai ist es möglich. (pk, 30.4.25)

Mörfelden-Walldorf, Siedlung der Bewobau, Architekt Richard J. Neutra, 1963-1965 (Bild: Neutra-Gesellschaft, 2025)