In Weimar wurde jüngst der Grundstein für das neue Bauhaus-Museum gelegt. 1919 bis 1925 residierte die Kunstschule in der Stadt, die auch für die erste deutsche Republik zum Namensgeber wurde. Trotz des modernen Selbstverständnisses, das Institution und Staat auszeichnete, räumte man der historisch bedeutsamen Stadt große Bedeutung ein, die sich auch in ihrer baulichen (Weiter-)Entwicklung widerspiegelte. Die Schau “Weimar – Modellstadt der Moderne? Ambivalenzen des Städtebaus im 20. Jahrhunderts” zeigt die architektonische Vereinnahmungsversuche der Stadt durch die Moderne, die im Neubau des Museums ihren Schlusspunkt finden.
Die Ausstellung geht von einer ambivalenten Moderne aus, die nicht nur Neues Bauen und die fortschrittliche Weimarer Demokratie einschließt, sondern auch die traumatischen Erfahrungen der beiden Diktaturen auf deutschem Boden. Die symbolisch aufgeladene Stadt zeigt sich als architekturhistorisches Prisma, da sie verschiedenste politische Systeme planerisch für sich beanspruchten. So stand die Weimarhalle für die bedrohte deutsche Demokratie der frühen 1930er Jahre, in unmittelbarer Nähe entstand das einzige realisierte “Gauforum” Deutschlands – ein archetypisches Stadtzentrum der Nazis. Die DDR inszenierte sich ihrerseits ebenfalls in der Weimarer Tradition und setzte mit dem “Langen Jacob” einen eigenen baulichen Akzent. Die Ausstellung ist bis zum 5. Dezember 2016 im Weimarer Bauhaus-Museum zu sehen. (jr, 9.11.16)