Das ostafrikanische Eritrea war in den Jahren 1889 bis 1941 Teil des italienischen Kolonialreichs. Erst der Einsatz alliierter Truppen im Zweiten Weltkrieg beendete diese Fremdherrschaft, die zuletzt von Mussolinis Faschisten ausgeübt wurde. In den vorangegangenen 50 Jahren prägte sie das Land maßgeblich, nicht zuletzt auf den Gebieten Stadtplanung und Architektur. Besonders die Hauptstadt Asmara wurde zum Spielfeld italienischer Baumeister, die das Land in kolonialer Manier als gigantisches Laboratorium adaptierten, ohne lokale Bautraditionen zu berücksichtigen. Eine jüngst erschienene Monografie nimmt diesen bislang kaum berücksichtigten Teil der Moderne ausführlich in den Blick.

In Asmara finden sich bis heute zahlreiche bauliche Zeugnisse der kolonialen Vergangenheit Eritreas. Avantgardistisch anmutende Bauten zeigen eine Spielart der Moderne, die für europäische Verhältnisse vielleicht zu radikal gewesen wäre, im kolonialen Kontext jedoch den rigorosen kulturellen Führungsanspruch der Kolonialherren verdeutlichte. Die Autorin wertete für die Untersuchung bislang unberücksichtigte Quellen und Archivalien aus, die tieferen Aufschluss über Moderne und Nationalismus als Strategien kolonialer Entwicklung, die koloniale und später faschistische Raumorganisation in Eritrea und die Entwicklung einer neuen Identität in Asmara ermöglichen. (jr, 6.6.16)

Bader, Simone, Moderne in Afrika. Asmara – Die Konstruktion einer italienischen Kolonialstadt 1889 – 1941, Reimer Verlag, Berlin 2016, 200 Seiten, Hardcover, ISBN 978-7861-2759-8.

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