Nach 1945 musste das kriegszerstörte Deutschland nicht nur wiederaufgebaut, sondern dieser Wiederaufbau auch verwaltet werden. Das Problem: Gerade die als typisch deutsch geltende hocheffektive Verwaltung hatte sich kurz zuvor auch unter den Nationalsozialisten als verdächtig anpassungsfähig erwiesen. Zugleich ließen sich nicht alle Funktionen ad hoc mit neuen “unverdächtigen” Fachleuten besetzen. So ist es kein Geheimnis, dass die Verwaltung – west- wie ostdeutsch – lange noch braun durchzogen war. Die Verwaltungsbauten der ersten Nachkriegszeit sollten nach außen sowohl vertrauenswürdige Kontinuität als auch eine transparente demokratische Grundhaltung ausstrahlen.
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die Historikerin Dorothea Steffen in ihre Publikation „Tradierte Institutionen, moderne Gebäude“ mit der Verwaltung und der dazugehörigen Architektur. Entsprechend beleuchtet sie den Neu-Aufbau von Strukturen, (Selbst-)Bildern, Institutionen und Gebäuden der Verwaltung in der jungen Bundesrepublik in den frühen 1950er Jahren. Die fächerübergreifende Studie untersucht erstmals, ob und wie Institution und Neubau als Teil des Gemeinwesens öffentlich thematisiert und aufeinander bezogen wurden. (kb, 11.9.19)
Titelmotiv: “Tradierte Institutionen, moderne Gebäude” (Bild: Buchcover, transcript-Verlag, Detail)