Baden-Württemberg hat begnadet schöne Kirchenbauten des späten 20. Jahrhunderts, so weit, so bekannt. Jetzt rückt die Denkmalpflege, zu Recht, auch die Räume anderer religiöser Gemeinschaften in den Blick. Im Rahmen der Inventarisation postmoderner Architekturen hat das Landesamt jüngst in Mannheim eine Moschee und eine Synagoge unter Schutz gestellt: die von 1982 bis 1987 vom Architekturbüro Karl Schmucker + Partner errichtete Synagoge samt Gemeindezentrum sowie die von 1993 bis 1995 gestaltete Yavuz-Sultan-Selim-Moschee, errichtet im Auftrag der DITIB – Türkisch-Islamischen-Gemeinde zu Mannheim e. V. (ehemals: Islamischer Bund Mannheim e. V.) nach Plänen von Hubert Geißler, unter Mitarbeit von Mehmed Bedri Sevincoy (Utrecht). Letztere ist seit 2024 Teil des moderneREGIONAL-Projekts „Best of 90s“.
Der zentrale Synagogenwürfel mit Kuppel wird zu beiden Seiten gerahmt von den Flügeln des Gemeindezentrums. Damit steht er am Beginn einer neuen, ebenso offenen wie selbstbewussten Generation jüdischer Bauten in deutschen Städten. Dem kam die Symbol- und Spielfreude des postmodernen Stils sehr entgegen, der hier innen wie außen seinen qualitätvollen Ausdruck findet. Auch die Yavuz-Sultan-Selim-Moschee zeigt sich als zentral angelegter Kuppelbau, dieses Mal über einer Rotunde. Ihr ist zum Hof hin ein Minarett zur Seite gestellt. Die Moschee wird städtebaulich prominent platziert: am Luisenring, gegenüber der römisch-katholischen Liebfrauenkirche. Während das Äußere der Moschee eher der westeuropäischen, postmodernen Architektur verpflichtet ist, spielt das Innere mit traditionelle osmanische Formen – eine bemerkenswerte Synthese, die ein Stück der Öffnung zu Stadtgesellschaft verkörpert und zugleich für die reiche Migrationsgeschichte Mannheims steht. (kb, 6.6.25)

Mannheim, Synagoge (Bild: Jüdische Gemeinde Mannheim, Vitali Luft)

Mannheim, Synagoge (Bild: Jüdische Gemeinde Mannheim, Vitali Luft)

Mannheim, Moschee (Bild: LAD-RPS, Melanie Mertens)

Mannheim, Moschee (Bild: LAD-RPS, Martin Hahn)