Als ich das pdf zum neuen Buch „Leben statt Leere“ auf meinem Klapprechner öffnen wollte, mischte sich die Künstliche Intelligenz ein: „Das scheint ein langes Dokument zu sein.“ Sachlich korrekt, denn die Publikation – herausgegeben von Klaus-Martin Bresgott, Johann Hinrich Claussen, Stefan Rhein und Ulrike Wendland – umfasst satte 241 Seiten. „Spare Zeit und sieh dir eine Zusammenfassung an“, bot die KI weiter ihre Dienste an. Und auch wenn ich auf Imperative und ungefragtes Anduzen meist wenig offen reagiere, das Angebot war verlockend. Um den Inhalt meines eigenen Beitrags im Buch wusste ich bereits, viele der anderen Autor:innen kannte ich gut und ahnte ihre Schwerpunkte. Aber die KI lieferte vor allem die großen Linien und Querbezüge.

In fünf digitalen Zusammenfassungen wurde mir näher gebracht, was ich dann im eigenen Schmökern bestätigt fand – und wie es das Editorial in schöneren und ausführlicheren Worten klarstellt: Die Gesellschaft gehört zwar mehrheitlich nicht mehr zu einer der beiden großen christlichen Konfessionen, die Kultur der Bundesrepublik aber sei im Jahresrhythmus und Stadtbild weiter durch christliche Zeichen geprägt. Vor diesem Hintergrund versammeln die abgedruckten 28 Beiträge unterschiedliche Perspektiven aus „Stadtplanung und Architektur, Baukultur und Denkmalpflege, Kunstgutschutz und kulturelle(r) Bildung, Kirche, Staat und Zivilgesellschaft, Theologie und Gemeindearbeit. Gemeinsam plädieren sie für den Erhalt und gegen den Abriss“. Das Buch versteht sich ausdrücklich als Mutmacher und Experimentanreger.

Die einzelnen Fachbeiträge werden in sechs Kapiteln gebündelt – von Nutzungspartnerschaften und theologischen Reflektionen über den Umgang mit Kulturgütern bis zum Blick über die Landesgrenzen. Zwischen diese Schwerpunkte sind immer wieder Fotostrecken und Kurzbeschreibungen zu Best-Practice-Beispielen der Nutzungsöffnung von Kirchenbauten eingestreut. Entstanden ist ein knallbunter Überblick über den Status quo der Kirchbaudebatte, (nicht nur. aber) vor allem im protestantischen Raum. Heute stellt das Kulturbüro des Rates der EKD ihr neues, von der Wüstenrot Stiftung gefördertes Buch der interessierten Öffentlichkeit vor. Denn jenseits der digitalen Alltagshilfe, es lohnt das ganz analoge Durch- und Festlesen für all die schönen und hilfreichen Details des – bei aller nötigen Problemschwere – positiv gestimmten Aufsatzbands. So kann man sich ab sofort ageregt durch die Seiten blättern und schon einmal für die Diskussionen des kommenden Berliner Kirchbautags vorglühen. (kb, 5.6.25)

Bresgott, Klaus-Martin/Claussen, Johann Hinrich/Rhein, Stephan (Hg.), Leben statt Leere. Überlegungen und Anregungen zum Umgang mit  unseren Kirchen, hg. vom Kulturbüro des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Berlin 2025, kartoniert, Paperback, ISBN: 978-3-9823816-5-7.

Berlin, Eliaskirche (Bild: Edith Gensler, via google-Maps, 2024)

Berlin, Eliaskirche, 1910 errichtet, seit 2003 als Kindermuseum genutzt (Bild: Edith Gensler, via google-Maps, 2024)

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