Der ehemalige Bowlingtreff in Leipzig soll endgültig zum neuen Standort für das Naturkundemuseum werden. War das nicht schon vor geraumer Zeit als beschlossene Sache verküdet worden? Ja, doch erst am 21. November hat die Leipziger Ratsversammlung dies mit knapper Mehrheit beschlossen. Linke, Grüne, SPD und Freie sprachen sich für das Vorhaben aus, CDU, AfD und BSW dagegen. Die von ihr selbst mitverabschiiedeten Pläne wollte die CDU kurz vor knapp kippen: Der von ihr für die Ratssitzung eingereichte Änderungsantrag lautete: „Der Standort und die aktuelle Planung werden verworfen. Die Arbeiten am ehemaligen Bowlingtreff und am Wilhelm-Leuschner-Platz 1 werden eingestellt.“ Der neue Museumsort sei mit zu vielen Unsicherheiten verbunden, so bei der Höhe der städtischen Zuschüsse, den tatsächlichen Baukosten und der erhofften Zahl an Besucher:innen. Linke, Grüne, SPD und Freie argumentierten hingegen mit den staatlichen Fördermitteln von 74 Millionen Euro; der Anteil der Stadt betrage „nur“ 21 Millionen Euro betragen. Sollte der Stadtrat die Umzugspläne verwerfen, wären auch die 74 Millionen Euro von Bund und Land weg. Der Antrag der CDU wurde haarscharf verworfen, zumindest soll nun aber unter anderem die Höhe möglicher Eintrittspreise überprüft werden und die Verwaltung ein Konzept vorlegen, wie die Höhe der regelmäßigen Zuschüsse für das Museum gesenkt werden kann.
Der 1987 eingeweihte Bowlingtreff ist einer der wenigen reinen Postmoderne-Bauten der DDR. Errichtet wurde er unter Einbeziehung des ehemaligen Elektrischen Umformwerks Mitte von 1925/26, das seit Ende der 1960er Jahre auf eine neue Nutzung wartete. Entworfen hat den Bowlingtreff Winfried Sziegoleit (1939–2021), ausgeführt wurde er durch ein Kollektiv unter der Leitung von Volker Sieg (* 1937) innehatte. Nach nur einjähriger (Um-) Bauzeit wurde die Freizeitanlage am 25. Juli 1987 termingerecht zum VIII. Turn- und Sportfest der DDR eröffnet. Seit 1997 ist der Bowlingtreff geschlossen; etliche Pläne zur seit 2009 projektierten Wiederbelebung wurden verworfen, doch immerhin steht die Anlage als spätes Zeugnis der (post-) modernen DDR-Architektur seit längerer Zeit unter Denkmalschutz. Bizarr, dass um ein Haar die Neunutzung des Denkmals schon wieder vereitelt worden wäre. Es bleibt spannend. (db, 3.12.24)
Leipzig, Bowlingtreff am Wilhelm-Leuschner-Platz 2016 (Bild: Gunnar Klack, CC BY-SA 4.0)
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