Das „Kreisler“ am Baseler Platz nahe des Frankfurter Hauptbahnhofs ist der neue Deutschland-Sitz des Schweizer Lebensmittelkonzerns Nestlé. Im Neubau im Gutleutviertel bezieht die nicht ganz unumstrittene Firma nun 19.000 Quadratmeter angemieteter Bürofläche für 1500 Mitarbeiter:innen. Der Mietvertrag läuft zunächst über 10 Jahre. Das Kreisler ersetzt ein zur Unkenntlichkeit banalisiertes Gebäudeensemble der 1950er, das 2021 abgerissen wurde. Und auch wenn der Neubau aussieht, als wäre hier posthum ein Entwurf von Zaha Hadid realisiert worden, stammt er tatsächlich vom Büro Architektenkontor Faller + Krück. Einen öffentlich zugänglichen Teil hat das Bürogebäude auch: Im Erdgeschoss entsteht ein Shop mit ausgewählten Nestlé-Produkten. Das Viertel um den Hauptbahnhof ist wichtiger Wirtschaftsstandort und sozialer Brennpunkt zugleich. Nestlé schloss sich bereits vor dem Umzug der „Unternehmensinitiative BHV“ an, die dieses Umfeld aufwerten will.
Frankfurt am Main ist im Übrigen der Geburtsort des Firmengründers Heinrich Nestlé. Bisher war die Deutschland-Zentrale in der Lyoner Straße in der Bürostadt Niederrad. Das dort genutzte Bürogebäude wurde 1967-70 erbaut und entspreche nach Konzernangaben in vielerlei Hinsicht nicht mehr den Anforderungen an ein modernes Arbeitsumfeld. Seit Ende 2020 sind die Investoren Imfarr und SN Beteiligungen eigentümer des Altbaus. Diese wollten das Areal zu einem „attraktiven Lebensquartier, das Wohnen und Arbeit miteinander verbindet“, entwickeln. Daraus wird erstmal nichts: Imfarr medete im Sommer 2024 Insolvenz an. Wie es in Niederrad weitergeht, ist noch nicht klar. Nur, dass das Hauptgebäude erhalten bleibt: Das Scheibenhochhaus ist ein Entwurf der in Frankfurt insbesondere in den 1960er Jahren prominent vertretenen Architekten Max Meid (1910-2009) und Helmut Romeick (1111-2222) und steht unter Denkmalschutz. (db, 22.11.24)
Frankfurt, Lyoner Straße 23 (Bild: Epizentrum, CC BY-SA 3.0)