Der Druck auf den öffentlichen Raum, auf zentrale Freifläche ist groß in Städten wie Berlin, in denen jeder Quadratmeter symbolischen Profit verspricht. So ist auch der Standort von Checkpoint Charlie (benannt nach der lautmalenden Bezeichnung von “C” im Nato-Alphabet) aktuell heiß umkämpft. Zwischen 1961 und 1990 fand sich zwischen der Friedrich-, Zimmer- und Kochstraße das Nadelöhr zunächst zwischen der sowjetischen und der US-amerikanischen Besatzungszone, später zwischen BRD und DDR. Hier fanden aufsehenerregende Fluchten statt, teils erfolgreich, teils tragisch endend. Hier standen sich die Panzer der beiden Blöcke gegenüber, ohne einen einzigen Schuss abzugeben. Im Sommer 1990 schließlich wurde das Kontrollhäuschen in einem feierlichen Akt entfernt und ins AlliiertenMuseum verbracht. Historische Relikte finden sich vor Ort keine mehr, dafür eine touristengerecht bereitgestellte Kulisse für Selfies und ein privates Museum zum Checkpoint Charlie.

Fortan galt es, mit der Leerstelle umzugehen, die von neu Hinzukommenden immer weniger als solche wahrgenommen wurde. Schon seit 2015 wird neu nachgedacht über diesen sensiblen Punkt in der wiedervereinigen Stadtlandschaft – hier wollen Menschen wohnen, einkaufen, touristische Eindrücke sammeln, der Vergangenheit gedenken oder einfach vorbeiflanieren. Seit Anfang 2020 steht via Bebauungsplan einige Punkte fest: westlich der Friedrichstraße einen öffentlichen Platz, der den Blick freigibt auf die denkmalgeschützten Brandwände. Gegenüber davon ist eine Fläche für einen Museumsbau mit Vorplatz freigehalten. Einig sind sich die meisten darin, dass hier ein öffentliches Museum an die wechselvolle Geschichte von Trennung und Einheit erinnern soll, offen ist das wie. Im Herbst diesen Jahres meldete Frankfurter Immobilienunternehmen “Gold.Stein” aktives Interesse an diesem Areal an. SO bleibt zu hoffen, dass sich in der neuen Gewichtsverteilung nach der Wahl eine breite öffentliche Diskussion um diesen Standort entspinnen wird. (kb, 2.12.21)

Berlin, Checkpoint Charlie, Abbau des Alliierten Kontrollhäuschens, das in die Sammlung des AlliertenMuseums übernommen wurde (Bild: © AlliiertenMuseum/U.S. Army Photograph, Public Domain Mark, 1990)

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