Als Walter Gropius nach seiner Zeit als Harvard-Lehrer gefragt wurde, wen er zu seinen begabtesten Schülern zähle, fiel dieser Name: I. M. Pei. Heute ist der chinesisch-amerikanische Altmeister im Alter von 102 Jahren verstorben – wohl als letzter Epigone der “zweiten Moderne”. Dabei wollte er sich zeitlebens nie einer Bewegung zuordnen: “Ich bevorzuge keine Label. Es ist Architektur.” Statt architektonischen Moden zu folgen, kombinierte er feinsinnig unterschiedlichste Einflüsse: Westliches und Östliches, Zeitgenössisches und Historisches. So ist es nicht verwunderlich, dass sein mit Abstand bekanntestes Werk, die Erweiterung des Grand Louvre durch die Versöhnung zweier ästhetischer wie historischer Pole überzeugt. Dies trifft auch auf das Deutsche Historische Museum zu, seinen Beitrag zur Neugestaltung Berlins.
Sein umfangreiches Oeuvre wird all zu häufig auf eben jene Pariser Glaspyramide beschränkt. In über 70 aktiven Jahren hinterließ er der Nachwelt unzählige Großprojekte, vor allem Kulturbauten. Internationalen Ruhm erlangte er bereits in den 1960er Jahren, als Jacqueline Kennedy ihn mit der Präsidentenbibliothek für ihren ermordeten Ehemann beauftragte. Doch auch in seinem Frühwerk ist schon der dezidierte Umgang mit Form, Material, Atmosphäre und Lichtführung zu finden. Dieser brachte ihm den Spitznamen “Der Meister des Lichts” und 1983 den Pritzkerpreis ein. (jm, 17.5.19)
I. M. Pei (Bild: ForgeMind ArchiMedia, CC BY 2.0, via flickr.com)