Bereits seit langem museal, immer noch aktuell, bekannt und beliebt: Das MDW-Programm, kurz für Montagemöbel der Deutschen Werkstätten, das der Designer Rudolf Horn gemeinsam mit Eberhard Wüstner in den Jahren 1966/67 für den VEB Deutsche Werkstätten Hellerau konzipierte, ist Exponat in der Dauerausstellung des Leipziger Grassi-Museums und Vorbild für Möbeldesign, das heute unter Überschriften wie „Open Design“ oder „Co-Creation“ firmiert. Denn MDW war nicht als fertiges Möbelstück, sondern als variabel-funktionales Baukastensystem gedacht, das sich den individuellen Bedürfnissen der Nutzer:innen anpassen lässt und erst in der Wohnung seine tatsächliche Gestalt annehmen soll. Mit dieser Grundidee der Aneignungsfähigkeit war der 1929 geborene Rudolf Horn ein avantgardistischer Designer. Wenige Jahre nach der Erfindung von MDW erweiterte er sein Konzept auf die gesamte Wohnung, indem er für einen Rostocker Experimentalbau die „variable Wohnung“ vorschlug.
Nachdem Rudolf Horn in den 1940er Jahren seine Lehre als Möbeltischler abgeschlossen hatte, leitete er von 1958 bis 1965 in Berlin das Büro für Entwicklung, Messen und Werbung in der Möbelindustrie. 1965 erwarb er an der Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle Burg Giebichenstein (HIF) das Diplom für Formgestaltung und war ab 1966 Direktor des Instituts für Möbel- und Ausbaugestaltung der HIF, ab 1968 als Dozent, ab 1971 als Künstlerischer Professor und 1978 Ordentlicher Professor in Halle. Mit seinen Visionen von einer größtmöglichen Variabilität von Möbeln und Wohnungen sowie vom „Nutzer als Finalisten“ gehört Rudolf Horn zu den bedeutendsten deutschen Designer:innen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zu seinem 90. Geburtstag widmete ihm das Kunstgewerbemuseum Dresden unter dem Titel „Wohnen als offenes System“ eine Werkschau, die Rudolf Horn noch selbst eröffnete. Am 19. Oktober 2025 ist er im Alter von 96 Jahren in Halle verstorben. (pk, 31.10.25)
Rudolf Horn im August 2019 zur Eröffnung der Ausstellung „Rudolf Horn – Wohnen als offenes System“ im Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in Pillnitz (Bild: Museumsfotograf, CC BY-SA 4.0, 2019)