Was sich zunnächst nach einer moderneREGIONAL-tauglichen Trabantenstadt der 1970er Jahre anhört, entpuppt sich leider als das Gegenteil: City Ost, der Umbau der Pforzheimer Innenstadt auf Kosten der Nachkriegsmoderne. Dabei hat die Drei-Flüsse-Stadt bei Architekturfans einen glänzenden Ruf – wagte man hier doch nach der verheerenden Kriegszerstörung mit vielpublizierten Kirchenbauten von Bartning bis Eiermann, mit dem brutalistischen Rathaus und anderen Schönheiten ein klares Bekenntnis zur Moderne. Nach langem Hin und Her starten die ersten baulichen Maßnahmen zu “City Ost” in diesen Tagen. Investor Ten Brinke verspricht eine besser durchmischte, sprich nachverdichtete Innenstadt.
Eines der Opfer dieser “Stadtreparatur” wird das Lutherhaus, das evangelische Gemeindezentrum am Schloßberg. Der Namensvorgänger, das historistische Lutherhaus von 1913/14, war vom Krieg als Ruine zurückgelassen worden, die für kurze Zeit Mahnmalcharakter tragen sollte. Der Nachfolger schmiegt sich inkl. dem Jugendhaus “Schloßbergzentrum” seit 1968 mit seinen gestaffelten, teils großzügig verglasten Kuben an den Hang. Bereits 2013 beschloss die Synode, sich u. a. vom Lutherhaus zu trennen, Teile wurden 2016 an die Stadt verkauft – auf Abriss. Denn eben jener Schloßberg soll verkehrsberuhigt und baulich verändert werden – und die Kuben des Lutherhauses stören aus Sicht der Planer das übrige “historische” (sprich nach dem Krieg wiederaufgebaute) Ensemble. (kb, 2.4.19)
Pforzheim, Lutherhaus am Schloßberg (Bild: historische Postkarte)