Die Architekturgeschichte ist voller Utopien und Enttäuschungen. Selbst bei einigen realisierten Projekten schleicht sich manchmal der Eindruck ein, die Zeichnung sei irgendwie schöner gewesen. Nicht selten sind die Bauten, die Architekt:innen für sich selbst entworfen haben, die besten Werke aus ihrer Feder. Noch größer wird der Unterschied, wenn man Entwurfszeichnungen für konkrete Bauaufgaben privaten Zeichenblättern gegenüberstellt. Kein Wunder, denn die künstlerische Freiheit wächst natürlich nicht nur mit den finanziellen Möglichkeiten der Bauherr:innen, sondern auch mit der Entscheidungsfreiheit und dem Einfluss der Architekt:innen. Dass die Diskrepanz zwischen Plänen und Träumen gerade in der DDR sehr hoch war, ist beinahe zwangsläufig. Die kommende Ausstellung  „Pläne und Träume. Gezeichnet in der DDR“ in der Tchoban Foundation Berlin widmet sich nun dieser Perspektive anhand von 140 Architekturzeichnungen aus der DDR.

Gefragt wird nach den Macher:innen von Architektur, nach ihren Motiven, Visionen und Enttäuschungen. Im Blick stehen mehrere Generationen von Architekt:innen, die alljährlich die Baufakultäten in Dresden, Weimar und Berlin absolvierten und mit hochgesteckten Zielen in eine Berufspraxis gerieten, in der kreatives Entwerfen immer mehr zurückstehen musste zugunsten radikal technisierter Bauprozesse und strenger werdenden Sparvorgaben. Die Lust an frei entwickelten Gestaltideen aber blieb und wurde in überraschend utopischen Wettbewerbsentwürfen oder rein als freie Kunst ausgelebt. Die gezeigten Arbeiten erzählen damit nicht nur etwas über die Architekturproduktion in der DDR sondern vielmehr noch über bislang weitgehend unbekannte Visionen und Reflexionen der Architekturschaffenden in der DDR und den geistigen Kosmos, in dem diese – auch – gelebt und gewirkt haben. Gezeigt werden Zeichnungen aus den Beständen der Wissenschaftlichen Sammlungen des Leibniz-Instituts für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) in Erkner, der Berlinischen Galerie, dem Stadtarchiv Leipzig, dem Archiv der Moderne der Bauhaus-Universität Weimar, dem Landesamt für Denkmalpflege Sachsen (Dresden), dem Stadtmuseum Weimar, dem Werkbundarchiv – Museum der Dinge (Berlin), dem Archiv der Stiftung Sächsischer Architekten (Dresden), der Klassik Stiftung Weimar, dem Kulturbüro der Kulturbetriebe Frankfurt (Oder) sowie aus Privatbesitz. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog. Die Ausstellung eröffnet am 23. Mai 2025 und ist bis 7. September zu sehen. (pk, 13.5.25)

Peter & Ute Baumbach, Skizze für Wettbewerb Stadtzentrum Gera, ca. 1967/68 (Bild: IRS Erkner / Wissenschaftliche Sammlungen)

Peter & Ute Baumbach, Skizze für Wettbewerb Stadtzentrum Gera, ca. 1967/68 (Bild: IRS Erkner / Wissenschaftliche Sammlungen)

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