Nach dem sie in Gdynia, Ciechanów und Wrocław – im einzigen Architekturmuseum Polens – bereits zu sehen war, wird die Ausstellung Plantstory: Eine Erzählung über Architektur, Natur und nationalsozialistische Kolonialpolitik nun am 30. Oktober 2025 im Pilecki-Institut Berlin eröffnet. Die Ausstellung thematisiert die Geschichte eines Wohnviertels im polnischen Ciechanów, das von der deutschen Besatzung Anfang der 1940er Jahre als sogenannte Gartenvorstadt konzipiert und errichtet wurde. Mit dem Konzept griffen die damaligen Planer die utopische, ursprünglich progressive Idee der Gartenstadtbewegung um den britischen Sozialreformer Ebenezer Howard auf, nutzte sie jedoch als Werkzeug nationalsozialistischer Kolonisierung und Propaganda. Ähnliche Siedlungsanlagen, die wie diese für deutsche Beamte und ihre Familien in den neu geschaffenen Regierungsbezirken geschaffen worden waren, finden sich bis heute in vielen polnischen Städten und werden umgangssprachlich auch als „Berlinki“ oder poniemieckie („nachdeutsch“) bezeichnet.
Die Kuratorin der Ausstellung, die Architektin Barbara Nawrocka, betrachtet dieses architektonische Erbe aus der Perspektive von Natur und Landschaft und zeigt, wie Pflanzenwelt, Geschichte, Politik und kollektives Gedächtnis ineinandergreifen. Sie spannt damit einen weiten, eklektischen Bogen: von Überlegungen zum widersprüchlichen, da zugleich modernistischen und traditionalistischen Wesen der Architektur des Nationalsozialismus bis zu Gedanken über die Subjektivität der Natur, die an Bruno Latour erinnern und den Pflanzen beinahe eine eigene Stimme verleihen. Das Projekt ist Teil des interdisziplinären wissenschaftlich-künstlerischen Austauschprogramms Exercising Modernity. Dieses nimmt seit 2019 die Geschichte der Moderne in Mittel- und Osteuropa in den Fokus, wobei ein Schwerpunkt auf Kunst und Architektur liegt. Ziel des Programms ist es, die Geschichte und das modernistische Erbe Polens und Osteuropas im 20. Jahrhundert vor dem Hintergrund parallel verlaufender globaler Modernisierungsprozesse zu diskutieren. Plant Storia ist bis Ende Februar zu sehen. (pk, 29.10.25)

Ciechanów, Wohnsiedlung der nationalsozialistischen Besatzung, 1940er Jahre (Bild: Instytut Pileckiego Berlin)
