Die station urbaner kulturen/nGbK Hellersdorf in Berlin zeigt noch bis zum 16. August die Ausstellung Plattenlotus von Arlette Quỳnh-Anh Trần. Im Mittelpunkt steht die auf den ersten Blick unscheinbare vietnamesische Stadt Vinh, die nun seit einigen Jahren in der europäischen Forschung Interesse weckt – als Stadt des 1960er Jahre, die nach den Zerstörungen des Vietnamkriegs mithilfe der sozialistischen Solidaritätsprogramme der DDR wiederaufgebaut wurde. Die Stadt im Norden Vietnams wurde so zu einem Versuchsfeld für die sozialistische Urbanistik, die sich als standardisiert und effizient verstand – konkret also die in der DDR entwickelte Großtafelbauweise aus Beton umsetzen wollte. Diese Planungen trafen jedoch auf andere Realität und mussten transformiert werden: Statt mit Beton wurden die Platten mit lokalen Materialien wie Backstein hergestellt.
Die Künstlerin Arlette Quỳnh-Anh Trần setzt sich mit diesen und weiteren architektonischen und biografischen Nachwirkungen der gemeinsamen sozialistischen Geschichte auseinander. Diese Anpassung von Beton an Ziegel steht bei ihr exemplarisch für eine Transformationsbewegung auf technischer, kultureller und politischer Ebene und bleibt nicht auf das Vergangene beschränkt. Vielmehr öffnet sie Arlette einen Raum, in dem sich materielle Geschichte, spekulative Zukunft und persönliche Erinnerung miteinander verschränken. Die Installation „Plattenlotus“, die noch bis zum 16. August 2025 immer donnerstags bis sonntags zu sehen ist und gemeinsam mit dem Architekturbüro vn-a realisiert wurde, verknüpft sozialistische Ideale, Spiritualität und Sci-Fi-Ästhetik und hinterfragt damit die technokratische Logik des deutsch-vietnamesischen Solidaritätsabkommens – eine poetisch-kritische Vision der Möglichkeiten und Widersprüche eines zukünftigen Vietnam wie auch eines neuen Hellersdorfs. (pk, 29.7.25)
Arlette Quỳnh-Anh Trần, Plattenlotus (Still: Arlette Quỳnh-Anh Trần)