Ein goldener Ring, ein byzantinischer Turm, römische Säulen: Klingt wie ein Gebäude von James Stirling oder Michael Graves, ist aber ein 2007 eröffnetes Einkaufszentrum in Kasan. Nach Russland kam die Postmoderne zeitverzögert, und in der ausgeprägtesten Form zu den Einkaufszentren. Bis Ende der 1980er Jahre errichtete man gerade Funktionsbauten im nüchternen Stil der Moderne. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion schossen Einkaufszenten wie Pilze aus dem Boden – je auffälliger, desto besser. Besonders zwischen 1995 und 2010 versuchte man scheinbar, dem Funktionalismus eine farbenfrohe postsozialistische Konsumwelt entgegenzusetzen. Für viele Russen verkörpern diese Zentren heute den „wilden Kapitalismus“ und tragen gemeinsam mit der Postmoderne einen zweifelhaften Ruf. Manche sprechen gar von Barbarei, die meisten einfach nur von schlechtem Geschmack.
Ein Problem solcher Bauten: Sie wurden schnell und billig hochgezogen und werden wohl keine lange Lebensdauer haben. Grund genug also, so viele wie möglich fotografisch festzuhalten, und Sie als Kalender herauszugeben. Das hat nun Jiří Hönes getan. In Stuttgart geboren, ist Hönes aktuell als Redakteur für die Moskauer Deutsche Zeitung tätig. Schon früh interessierte er sich für Nachkriegsarchitektur und auch Mobilitätsgeschichte. Zu haben ist der Katalog für 10 Euro inkl. Versand innerhalb Deutschlands via E-Mail an: jirihoenes@googlemail.com. (pl, 4.11.19)

(Bilder: Jiří Hönes)