In den 1950er Jahren schossen abseits der Metropolen neue Planstädte wie Pilze aus dem Boden. Dies galt nicht nur für das kriegszerstörte Europa, sondern auch für Asien, Amerika und das postkoloniale Afrika. In Großbritannien machte man in den New Towns die Lösung der Wohnraumproblematik aus, im gerade unabhängig gewordenen Indien entwarf man mit Candigarh am Reißbrett eine neue Provinzhauptstadt, in Kanada errichtete eine Minengesellschaft mit Kitimat ihre Idealstadt. Eine jüngst erschienen Monographie von Rosemary Wakeman untersucht die neuen Städte der Nachkriegsjahrzehnte erstmals als weltweites Phänomen.
Die Studie begreift die Globalgeschichte der New Towns als “Intellectual History”. Einem transnationalen Ansatz folgend untersucht sie gesellschaftspolitische und städtebauliche Konzepte und Debatten vor dem Hintergrund des Kalten Krieges und der Dekolonialisierung. Der Untersuchungszeitraum reicht von den Gartenstädten der 1920er bis zur Modernekritik in den 1970er Jahren, die mit der Fortschrittsgläubigkeit der Experten und Politiker hart ins Gericht ging. Die prinzipielle Faszination der Neuanlage von Städten auf der grünen Wiese blieb von dieser Kritik jedoch unberührt, wie auch das Fazit richtig feststellt. (jr, 22.2.17)