Ein Tipp für alle Architekturfreude, die gerade ihren Sommerurlaub in Prag verbringen: Noch bis Mitte nächster Woche nimmt die Ausstellung “Architektura ve službách první republiky” herausragende Bauten der tchechoslowakischen Moderne in den Blick! Die Schau gilt repräsentativer Architektur aus der Zeit der ersten tschechoslowakischen Republik, die von 1918 bis zur Okkupation des Sudetenlandes durch Nazideutschland im Jahr 1938 Bestand hatte. Die Ausstellung ist bis zum 28. Juni 2018 in der Prager Stadtbibliothek (Mariánské náměstí 1/98, 110 00 Praha 1) zu sehen, die selbst das größte Exponat darstellt.
Die Unabhängigkeit der Tschechoslowakei von Österreich-Ungarn sowie die Staatsgründung feiern dieser Tage ihr 100. Jubiläum. Wie viele nach dem Ersten Weltkrieg neu formierte Nationalstaaten versuchte auch die politische Führung der jungen tschechoslowakischen Republik, durch repräsentative öffentliche Bauten Legitimität zu erlangen. Architekten wie Josef Gočár, Pavel Janák und Jan Kotěra verhalfen der tschechoslowakichen Architektur bald zu überregionaler Beachtung. Stilistisch reichten die staatstragenden Gebäude vom Neuen Bauen über konstruktivistische Experimente bis hin zum Neoklassizismus. Mit dem “Rondokubismus” bildete sich in den 1920er Jahren sogar eine eigene, spezifisch tschechoslowakische Spielart klassisch-moderner Architektur heraus. (jr, 23.6.18)