Das Rathaus in Reutlingen ist typisch für die heute eher ungeliebte 60er-Jahre-Moderne: In der heimeligen Altstadt wird der wuchtige Bau noch immer gerne als Fremdkörper bezeichnet. Vor wenigen Jahren schlug die CDU-Fraktion im Stadtrat vor, den Verwaltungstrakt zu verkaufen und abzureißen, damit ein Investor ein Shopping-Center bauen könne. Bestärkt sah sie sich durch den anfallenden Sanierungsbedarf. Gestoppt wurden die Pläne zunächst durch das Landesamt für Denkmalpflege, als das Rathaus 2013 unter Schutz kam – als ortsprägender und typischer städtischer Großbau der zweiten Nachkriegsmoderne.

Im April 1966 wurde das Rathaus eingeweiht, Architekten waren der Bonatz-Schüler Wilhelm Tiedje und sein Partner Rudolf Volz. Es ersetzte das neogotische Ratsgebäude, das im März 1945 zerstört wurde. Der stets etwas argwöhnisch betrachtete Bau war nicht ohne Grund 2012 Ort der Tagung “Klötze und Plätze – Wege zu einem neuen Bewusstsein für Großbauten der 1960er und 1970er Jahre”. Die Bewusstseinserweiterung hat hoffentlich Früchte getragen, jüngst konnte das Reutlinger Rathaus zumindest 50-jähriges Jubiläum feiern – ohne dass ein Bagger daran geknabbert hat. Im Wasmuth-Verlag erschien 2012 der Band “Bestandaufnahme(n)”, in dem die Fotografin Rose Hajdu den demokratischen Großbau würdigt und ihre Bilder den zeitgenössischen Schwarzweiß-Aufnahmen von Gottfried Planck (1930-2003) gegenüberstellt. (db, 9.5.16)

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