Hamburg gentrifiziert sich ja gerade um Kopf und Kragen. Mittlerweile hat es den Stadtteil Veddel erreicht, wo rund um die Elbbrücken statt Zollhafen, Speditionen und Industriegeländen ein neuer “Eingang zur Stadt” entstehen soll. Dem im Wege steht aber die “Veddeler Fischgaststätte”, die hier seit 1932 ihr Domozil hat und jedem, der aufgeschlossen gegenüber Mayonnaise und Pannade ist, sehr leckere Backfischgerichte bietet. Mittlerwele ist sie eine der letzten klassischen Fischbratküchen. Und auch die Tatsache, dass sie im Lauf der Jahrzehnte in eine Insellage zwischen Autobahn, Bahngleisen und Einfallstraßen geriet, hat sie nicht um die Existenz gebracht. Diese könnten nun aber die Planungen der Stadt Hamburg sein, der das Häuschen der Gaststätte offenbar im Weg ist: „Der zukünftige Betrieb der ,Fischgaststätte‘ war und ist immer Teil der Planungen“, sagte Susanne Enz, Sprecherin der Stadtentwicklungsbehörde der Hamburger Morgenpost. Die Umsetzung des Rahmenplans werde aber voraussichtlich eine Verlegung erforderlich machen, hierzu habe es Gespräche mit den Betreibern gegeben. Denkbare Lösungen wären “ein Neubau an der Prielstraße oder ein Umzug in die Zollhallen”. Nachdem das drohende Ende der (nicht denkmalgeschützten) Gaststätte bereits in zahlreichen Medien Thema war, ist nun eine Petition für ihren Erhalt gestartet. Initiiert hat sie der Betreiber Christian Butzke, der die Gaststätte vor Kurzem von seiner Mutter übernommen hat. Unterzeichnen kann man hier.

Denn im Falle des Abrisses droht ein unwiederbringlicher Verlust, da die Gaststätte in der bisherigen Form nicht zu rekonstruieren wäre. Eröffnet hat die Veddeler Fischgaststätte 1932, wurde durch Bombentreffer 1943 stark beschädigt und nach Kriegsende wieder aufgebaut. Bis heute ist sie in der Gestalt von 1946 erhalten. Zur Ausstattung zählt auch der Hochtemperatur-Ofen aus den 1920er Jahren, der heute keine Betriebserlaubnis mehr erhalten würde, hier aber Bestandsschutz genießt. Ohne ihn wäre es aus mit der knusprigen Panade, die hier nach Geheimrezept entsteht. Man muss also kein Sozialromantiker sein, um für den Erhalt der Veddeler Fischgaststätte zu sein (auch, wenn es nie schadet): Es reicht schon, wenn Sie guten Backfisch mögen und ihnen das Verständnis für Tabula-Rasa-Städtebau abgeht. mR hat schon unterschrieben. (db, 9.11.21)

Hamburg, Veddeler Fischgaststätte (Bild: Schiffchen ahoi)

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