Die rohen Beton-Oberflächen des Brutalismus wurden schon zu seinen Hochzeiten gerne als Inbegriff der Rücksichtslosigkeit und der Verdrängung gesehen. Dieser Stil war “böse”. Und bis heute hat sich an der klischeebehafteten Sichtweise wenig geändert. Nun aber mit dem Unterschied, dass die betreffenden Gebäude über 40 Jahre alt und oft sanierungsbedürftig sind. Abriss oder Umgestaltung der “Klötze” sind leichter vermittelbar.
Das Deutsche Architekturmuseum Frankfurt (DAM), die Wüstenrot Stiftung und das Digital-Magazin uncube schreiten nun dem Brutalismus weltweit zu Hilfe: Gemeinsam betreiben sie nun die Initiative #SOSBrutalism, deren Ausgangspunkt ein englischsprachiges Online-Archiv bildet, das jetzt schon über 700 Bauten fasst. Sie werden dokumentiert und nach ihrem derzeitigen Status katalogisiert: bedroht, abgerissen oder gerettet. Zudem können sich Freunde und Fürsprecher des Brutalismus hier verständigen. Der Austausch über verschiedene soziale Medien ist das zentrale Element der Initiative – auf dass das Bewusstsein für die Qualitäten dieser Architektur (neu) geweckt wird. Mithilfe ist bei #SOSBrutalism gefragt: Wer noch bisher unentdeckte Meisterwerke kennt und Bilder oder weitergehende Informationen hat, kann sich per Mail melden. Für die Zukunft geplant sind unter anderem eine Ausstellung im DAM sowie ein umfangreicher Katalog. (db, 12.11.15)
Dem Rathaus im niederländischen Terneuzen (1973) geht´s noch gut. Doch der Brutalismus ist bedroht (Bild: Friedrich Tellberg, CC BY-SA 2.0)