Heinz Scheid und Hansgeorg Beckert von ABB Architekten entwarfen 1971 einen grünen Soft-Edge-Pavillon aus Kunststoff, der bis 1983 auf dem Gelände der Frankfurter Messe den Kund:innen der Dresdner Bank als Servicecenter diente. Nach verschiedenen Zwischennutzungen erwarb kürzlich die Berliner nGbK den inzwischen in Teilen veränderten Pavillon auf eBay, um ihn gemeinsam mit dem Bildungsverein Bautechnik, Schüler:innen der Knobelsdorff-Schule und der Konrad-Wachsmann-Schule im Ost-Berliner Großwohngebiet Hellersdorf (späte 1980er Jahre) wieder aufzubauen. Auf dem dortigen Place Internationale dient er jetzt bald als Klassenzimmer der Zukunft –Ausstellungsraum und Bildungsort für verschiedene Kooperationen von Anwohner:innen, Künstler:innen, Schüler:innen und Studierenden.
Der Pavillon entstand zeitgleich mit den Entwürfen von ABB Architekten für den Silberturm (erbaut 1975-78) in Frankfurt am Main als Firmensitz der Dresdner Bank, der 2009-11 nach dem Verkauf der Bank kernsaniert wurde. Der Fotograf Matthias Hoch (* 1958 in Radebeul) begleitete mit einer künstlerischen Dokumentation diese Sanierung, die einem Abriss gleichkam. Ihn interessierte die Erkundung des Leerstandes, die Hinterlassenschaften einer Ära, die Biografie des Ortes – und er fing dabei eine Situation ein, in der der Industrieverfall in den sogenannten neuen Bundesländern eine Parallelwelt im Niedergang der alten Bundesrepublik fand, symbolisiert am Ende des Silberturms, an der Pleite der Dresdner Bank. Mit seiner Ausstellung „Silver Tower Pavilion“, die diesen Sommer im Pavillon in Hellersdorf zu sehen sein wird, stellt Matthias Hoch den Kontext zwischen dem Messepavillon und seinem neuen Ort her. Die Eröffnung ist am 26.7.24 um 18 Uhr mit einer Einführung von Oliver Elser (Deutsches Architektur Museum, Frankfurt am Main) im Dialog mit dem Künstler Matthias Hoch. (pk, 23.7.24)
Matthias Hoch, Silver Tower, Frankfurt am Main, 2009-11
Matthias Hoch, aus: Silver Tower Pavilion, Berlin 2024